Bericht über unsere Reise nach Matara, Sri Lanka, Januar 2015

Und wieder geht es los! Koffer sind gepackt! Morgen um diese Zeit sitze ich (Edeltrud Pinger, 2. Vorsitzende unseres Freundeskreises) fast im Flieger nach Sri Lanka. Freue mich riesig auf meine Freunde an der Südküste der Insel und auf meine Schülerinnen und Schüler, die richtig gerne Deutsch lernen – und das auf der Basis von Englisch, da ihre Lehrerin des Singhalesischen auch bei ihrer elften Reise auf die Insel noch nicht ganz so mächtig ist….und meine P. A. (persönliche Assistentin und Patenbeauftragte) Sabine Wirges kommt natürlich auch wieder mit.

12. 1. 2015

Die Unterrichtsvorbereitungen laufen. Heute ist noch „blauer Montag“ für mich, weil das Wahlergebnis (neuer Präsident!) in den Schulen auf dem Plan steht. Dass Papst Franziskus morgen auf der Insel ist, davon werden wir hier wohl nicht viel mitbekommen. Also, heute noch ein wenig Flora und Fauna erkunden und Kräfte sammeln für die nächsten Tage.

13. 1. 2015

Erster Besuch am Anura College, um mit dem Deutschunterricht anzufangen. Drei Gruppen sind vorgesehen: 6./7. Klasse; 8./9. Klasse und 10./11. Klasse. Die Kleinen machen den Anfang und begrüßen uns mit wunderschönen Blumen am Eingang. Bevor es losgehen kann, müssen wir natürlich zum Empfang beim höchsten Mönch der Mantinda Temple School, der auch über das Anura College wacht. Er veranlasst, dass wir nicht hungern und verdursten müssen und ist sichtlich erfreut, dass Schülerinnen und Schüler durch den Erwerb einer weiteren Fremdsprache eine bessere Chance auf ihrem Bildungsweg bekommen.

Dann also mal los. Knapp 20 Schülerinnen und Schüler sitzen erwartungsvoll und etwas aufgeregt im vom Freundeskreis erbauten und ausgestatteten English-Medium-Room und freuen sich auf die erste Lektion: „Guten Morgen. Ich heiße….und wie heißt du? Wie geht es dir? – Danke, es geht mir gut…..Das ist mein Freund Lahiru und dass ist mein Freund Prasath (s. Foto). Auf Wiedersehen!“

Die Englischlehrer, Herr Wasantha und Herr Sarrath sind mit vollem Einsatz dabei und helfen auf Singhalesisch aus, wenn Englisch und Deutsch nicht ausreichen. Vor lauter Enthusiasmus vergisst Frau Pinger fast, eine Pause zu machen und sich und den Schülern eine Stärkung zu ermöglichen. Es gibt noch einen Schnellhefter aus Deutschland und die erste Lektion auf einem Blatt zum Einheften. Die ehrerbietige Verabschiedung der Schüler/innen zum Schluss steht für ehrlichen Dank und Vorfreude auf die nächste Unterrichtseinheit.

14. 1. 2015

Da Papst Franziskus heute in Colombo war und wir ihn nicht sehen konnten, haben wir im Sinne der interreligiösen Verständigung eine buddhistische Dagoba besucht. Aufstieg über zahlreiche Treppenstufen in der frühnachmittäglichen Hitze verlangte eine gute Kondition – doch wir schafften es trotzdem und der tolle Ausblick hat sich gelohnt.

16. 1. 2015

Das erste Treffen aller Patenkinder mit Eltern und Geschwister am Anura College war ein voller Erfolg. Strahlende Augen und große Freude über die Briefe und Gaben der deutschen Förderer, ergreifende Dankesworte der Eltern, die der Englischlehrer, Herr Wasantha, für Sabine und mich übersetzte.., all das machte deutlich, dass hier ein guter und richtiger Weg gegangen wird, auch wenn es – gesamt gesehen – nur „ein Sandkorn in der Wüste“ sein mag. Meiner Ermunterung zum weiteren, ehrgeizigen Lernen werden diese Schüler garantiert folgen und wahrscheinlich mehr aus ihrem Leben machen können als ohne unsere Unterstützung.

18. 1. 2015

Heute haben unsere Patenbeauftragte Sabine und ich acht Patenkinder und ihre Familien besucht, sowohl in Matara und näherer Umgebung als auch weiter draußen im Hinterland. Ohne den Englischlehrer, Herr Wasantha, sein Auto und seine Ortskenntnis wäre es unmöglich gewesen.Wenn man sieht, wie diese Familien leben, was sie entbehren und wie wichtig ihnen allen die gute Schulbildung ihrer Kinder ist, dann ist unsere Hilfe mehr als gerechtfertigt. Äußerst beengte Wohnverhältnisse, lange, manchmal mühsame Schulwege, wenig oder gar kein Geld für kleine Erleichterungen ist für sie Alltag und hindert sie nicht daran, uns mit fast beschämend herzlicher Gasstfreundschaft und Dankbarkeit zu begegnen.

Natürlich sollen wir Letztere an die Paten in Deutschland weitergeben und ihnen allen sagen, wie wichtig ihnen diese Unterstützung ist. Nach unserer Rückkehr werden wir alle Paten individuell informieren und ihnen Fotos zukommen lassen. Sollten wir auf diesem Weg ehrliches Interesse zur Übernahme einer Patenschaft geweckt haben, bitte melden.

19. 1. 2015

Der Deutschunterricht am Morgen gehört jetzt zum täglichen Programm, sowohl für Sabine und mich als auch für die drei Altersstufen im Wechsel. Danach stehen andere Aufgaben an: Heute kam ein Reporter aus Colombo, der für die Sunday Times und Daily Mirror in Sri Lanka schreibt und von unserem Geschäftsführer Sagara Abegundewardene auf unsere Arbeit aufmerksam gemacht wurde. Da gab es ja dann auch einiges zu schildern, und Fotos konnte ich ihm auch zur Verfügung stellen. Mal schauen, wie sich unser Freundeskreis in der srilankanischen Presse macht.

Dann wurden Sabine und ich eingeladen, bei der Versammlung der neuen Schulsprecher ( – das Schuljahr hat ja Anfang Januar begonnen – ) im Empfangszimmer des Ehrwürdigen Hauptmönchs dabei zu sein. Er bat mich, eine Rede an diese Schüler zu halten und ihnen die Bedeutung der englischen Sprache deutlich zu machen. Ich hatte schon bemerkt, dass man Wert darauf legt, dass die Schüler im Schulvormittag in den meisten Unterrichtseinheiten, aber auch in ihrer Privatunterhaltung Englisch sprechen sollen – sicher eine gute und sinnvolle Absicht, der bestimmt nicht immer Rechnung getragen werden kann. Fremdsprachen sind nun mal das Tor zur Welt, insbesondere Englisch, und für die kleine Insel Sri Lanka und für ihre jungen Bewohner tun sich bei der momentanen wirtschaftlichen Entwicklung mit Sicherheit viele Türen auf, wenn sie die entsprechenden Schlüssel über genügend Fremdsprachenkenntnisse erwerben. Und zum Deutschlernen brauchen sie Englisch sowieso – da mein Singhalesisch nur ein Bruchteil dessen beträgt, was nötig wäre.

20. 1. 2015

Schnell und unbürokratisch haben wir in kurzer Absprache mit unserem Vorstand ein weiteres Patenkind aufgenommen, weil wir gar nicht anders konnten und die Hilfe in diesem Fall ( – wir wissen, in Millionen anderen Fällen auf der Welt gewiss auch – ) mehr als gerechtfertigt ist. Wasana ist in der achten Klasse am Anura College. Sie ist die Älteste von fünf Kindern, die jüngste Schwester wurde vor fünf Tagen geboren. Ihr Vater ist Fischer, muss sich aber besonders um die Zweit- und Drittjüngsten (4 und 2 1/2 Jahre) kümmern, während Wasana auf die Zweitälteste (3. Klasse) aufpasst und sie zur Schule und zurück begleitet. Mit Einkommen ist zur Zeit nicht zu rechnen, weil Fischernetz und Angelrute wegen der Versorgung der Kinder nicht zum Einsatz kommen können. Nicht mit Blick auf seinen Job, sondern im übertragenen Sinne steht dem Mann „das Wasser bis zum Hals“, und auch mit unserer kleinen ad hoc-Finanzspritze ist nur Schlimmeres abgewendet.Wasana ist eine fleißige und ehrgeizige Schülerin, doch es liegt schon viel Arbeit und Verantwortung auf ihren jungen und zierlichen Schultern. Gerne würden wir sie durch die Schulzeit begleiten, ihre Zukunftschance erhöhen und ihr eine/n persöniche/n Paten/Patin vermitteln, der/die durch die monatliche Unterstützung von ca. 25 Euro diese positive(re) Zukunftsperspektive möglich macht.
Ähnliche „Fälle“ = Kinder, die es äußerst nötig und verdient haben und deren Dankbarkeit der schönste Lohn ist, warten auf solche Paten. Ich stelle in den Fotos die Schülerinnen Wasana (s. o.) und Nethra (Klasse 4) vor. Bei ehrlichem Interesse und der Bereitschaft, eine Patenschaft zu übernehmen, bitte Kontakt mit dem Freundeskreis aufnehmen. Bohomee istuti = Vielen Dank!

22. 1. 2015

Heute wurde der Deutschunterricht unterbrochen wegen einer Versammlung, bei der auf dem Schulhof Zertifikate für besonders herausragende Leistungen einzelner Schülerinnen vor einem Großteil der Schulgemeinschaft überreicht wurden. Als Ehrengast aus Deutschland durfte ich diese Aufgabe übernehmen und konnte den stolzen Siegern gratulieren. Beste Gelegenheit auch, die sechs Whiteboards zu verteilen, die unser srilankanischer Koordinator Ruwan angeliefert und die der Freundeskreis in Auftrag gegeben hatte. Leuchtende Augen bei den Grundschülern, die von dieser großzügigen Gabe profitierten und die Teile mit Hilfe einiger älterer Mantinda Schüler in ihre jeweilige Klasse schleppten. Auf Spanplatten schreibt es sich schlecht, und so konnten diese neuen Teile vor Ort (in Matara) angefertigt werden und stellen jetzt einen bescheidenen Luxus dar. Ein paar Whiteboard-Stifte gibt es noch obendrauf, und dann kann es losgehen.
Unser Schulalltag endete mit Einblicknahme in den Biologieunterricht (Mikroorganismen unter dem Mikroskop in der 6. und 7. Klasse – jetzt möglich durch die materielle Ausstattung mit Hilfe des Freundeskreises Neuwied-Matara, der im Sommer 2012 diesen neuen Gebäudetrakt mit Biologie-, Physik- und Chemieraum zur Verfügung stellte) und in den Hauswirtschaftsunterricht (selbst hergestellte Götterspeise, geschichtet mit anderen Köstlichkeiten) im neuen Hauswirtschaftsraum im gleichen Gebäudetrakt mit Einbauküche und vielem nützlichen und sinnvollen Inventar, das wir dafür anschafften.
Besuch bei zwei weiteren „alten Bekannten“ und ihren Familien am Nachmittag rundeten unseren Aktionstag ab. Die Busfahrt von Matara nach Ahangama und abends zurück nach Mirissa kann man nicht beschreiben, man muss sie erlebt haben: Eine Höllenfahrt mit Blick auf Fahrstil und Geschwindigkeit inmitten unzähliger „Tuk-Tuks“, anderen Bussen, einiger PKWs, Radfahrern, Fußgängern, Hunden, Kühen,… Wir haben begonnen, wieder an Wunder zu glauben, vor allem das Wunder, dass bei diesen Fahrten selten etwas passiert und auch wir überlebt haben.

23. 1. 2015

Um 7.10 Uhr war der von den Mönchen aus dem Horoskop gelesene richtige Zeitpunkt, um den „Grundstein“ auf dem Erdgeschoss der Bibliothek zu legen für die Aufstockung, die weiteren Unterrichts- und Arbeitsraum ermöglichen soll. Während Gesänge und Gebete erklangen, konnte ich mit Hilfe des Bauingeneurs und Verantwortlichen für den Bau, Herrn Silva, den ersten Stein – nach Osten zum Sonnenaufgang gewandt – einbetonieren. Die buddhistischen Riten und Gebräuche waren für uns beeindruckend und schufen einen feierlichen Rahmen. Wollen wir hoffen und wünschen, dass sich die Erwartungen erfüllen und der Bau gut vorangeht und im Sommer 2015 genutzt werden kann.

25. 1. 2015

Das Wochenende läuft auch mal ohne Schule und Unterricht. Dafür hat Sri Lanka zu viel Schönes zu bieten, das man sich anschauen sollte. Östlich von Tangalle, immer noch an der Südküste am Indischen Ozean, gibt es einen wunderschönen Botanischen Garten (Bata Atha Farm), der neben einigem einheimischen Getier viele Exoten an Bäumen, Nutzpflanzen und Blumen natürlich auch die einheimische Flora in reichem Maße präsentiert. Früchte zum Verzehr vor Ort dürfen gepflückt werden, und gemütliche Plätze zum Ausruhen und einfach Genießen gibt es genug. Super gepflegt und aufschlussreich.

27. 1. 2015

Heute hätten wir hier in Matara fast eine Vorstandssitzung machen können, weil etwa die Hälfte der Vorstandsmitglieder vor Ort war: der Beisitzer Claus Herbst, die Patenschaftbeauftragte Sabine Wirges, zweite Vorsitzende (ich) und unser Präsident und erster Vorsitzende, Bernd Mertgen, die sich z. Zt. alle in Matara und Umgebung aufhalten. Wir trafen uns am Anura College. Zunächst lief wieder der Deutschunterricht; dann bewunderten wir bei einem Rundgang durch 5. 6. und 7. Klassen die neuen Whiteboards im Einsatz, verschenkten Edding-Boardmarker (Geschenk der Fa. Kirberger), hunderte heißbegehrte Kugelschreiber (Dank an die Firma Liqui Moly, Sparkasse, VR-Bank uvm. !) und freuten uns mit den Schülerinnen und Schülern über diesen Neuerungen. Ihre Dankbarkeit und Freude waren überdeutlich und ehrlich.

28. 1. 2015

Großes Finale am Anura College für Pinger Madam und Sabine. Punkt neun wurden wir am Schultor mit Blumen empfangen und durch ein Spalier von winkenden Schülerinnen und Schülern zum Schulhof geleitet. Auch unser Präsident, Bernd Mertgen, war dabei und staunte nicht schlecht über das Programm, das sowohl in der Moderation als auch in den szenischen Einlagen komplett in Deutsch präsentiert wurde. Das war der schönste Dank und Lohn zu hören, wie die wenn auch nur in kurzer Zeit erlernte Fremdsprache mit Begeisterung und Stolz angewandt wurde. Natürlich hatte Sabine ein wenig beim „Drehbuch“ geholfen, aber szenisches Spiel und Textsicherheit waren einfach „der Hammer“ und gaben mir als Lehrerin in diesem Moment alles von meinem Einsatz und meiner Arbeit zurück. Aber auch ich musste dann ans Mikro und ein deutsches Lied singen, wozu Schülerinnen tanzten, was für sie ein wahres Meisterwerk war, denn der singhalesische Traditionstanz ist nicht so einfach auf „Hoch auf dem gelben Wagen“ anzuwenden. Selbstgemalte Portraits von Pinger Madam und gute Wünsche auf Deutsch wurden als Plakate gefertigt und präsentiert – die ich morgen natürlich alle mit zurück nach Deutschland nehmen darf. Die gute Verpflegung, von Hauswirtschaftsschülern und -schülerinnen zubereitet, sowie der Besuch beim Hauptmönch der Mantinda Tempel Schule, der seine hohe Wertschätzung für unsere Arbeit betonte und uns zwei Flaschen des leckeren Palmhonigs schenkte, rundeten den Abschiedstag ab. „Bohome istuti“ = Vielen Dank für die schöne Zeit und „Ayubowan“ ein langes Leben! Wir kommen wieder!

30. 1. 2015

Wieder zurück in Deutschland – 30 Grad Temperaturdifferenz – Zeitverschiebung – So ist das Leben! – Die nächste Reise nach Sri Lanka kommt bestimmt!