Herr Norbert Schmitt besucht sein Patenkind Ranjani

Bei einem Treffen mit dem Geschäftsführer des Freundeskreises, Herrn Sagara Abegunewardene, habe ich vereinbart ab Januar 2011 ein Stipendium zu übernehmen und zwar von einem Mädchen, die seit 2010 bereits vom Freundeskreis gefördert und dem Sri Lanka Koordinator, Herrn Navaratne, betreut wird.

Da ich 2011 wieder eine Reise nach Sri Lanka geplant hatte, habe ich Herrn Abegunewardene gebeten bei diesem Besuch, wenn möglich, mein Patenkind zu Hause zu besuchen. Bei meinem Besuch im April 2011 mit dem Vorstandsvorsitzenden des Freundeskreises, Herrn Mertgen, hatte ich dann das Glück bei der Übergabe von sechs Stipendien an drei Jungen und drei Mädchen dabei zu sein und deren Eltern kennen zu lernen.

Es war ein richtig feierlicher Akt. Nach der Übereichung der Urkunden durch Herrn Mertgen und dem Koordinator in Matara hat ein guter Dialog mit den Kindern, deren Eltern und uns stattgefunden, welcher für mich sehr aufschlussreich war.

An diesem Tag habe ich dann auch mein Patenkind Ranjani vom Sujatha Vidyalaya College und dessen Vater näher kennen gelernt und einen Besuchstermin für Freitag vereinbart, weil der Vater an diesem Tag nach Matara kam, um sein Kind fürs Wochenende vom Internat nach Hause zu holen. Der Vater von Ranjani war am Freitagmorgen um 5 Uhr von zu Hause gestartet, zum Teil zu Fuß und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, um gegen Mittag in Matara zu sein.

Ich habe mir dann für den Freitag einen Kleinbus mit Fahrer organisiert und war am Freitagmittag an der Schule in Matara, wo wir Vater und Tochter abgeholt haben. Der Busfahrer, der Koordinator, ein Dolmetscher, Herr Mertgen und ich sind dann von Matara aus Richtung Norden ins Landesinnere gefahren über Akuressa, Pitabbeddara bis nach Morawaka.

Es war ein landschaftlich sehr schönes Gebiet. In Morawaka mussten wir dann die Straße verlassen und unser Weg führte dann für ca. acht Kilometer über eine Schotterpiste. Für diese acht Kilometer Strecke haben wir über eine Stunde gebraucht. Der Weg war streckenweise so schlecht, dass wir alle vom Bus austeigen mussten, weil der Kleinbus laufend aufsetzte.

Unser Weg führte durch ein kleines Tal mit vielen erbärmlichen Behausungen von sehr armen Familien. Der Weg war so schlecht, dass wir bei einem wiederholten Aussteigen den Zustand der Straße im Bild fest halten wollten.

Der Fahrer des Kleinbusses hatte wegen uns an Bord eine deutsche Flagge an das Busfenster geklemmt. Beim Fotografieren der Schotterpiste waren schnell einige Bewohner um uns versammelt und fingen mit unserem Dolmetscher lauthals an zu Diskutieren.

Wie er uns nachher erklärte waren die Dorfbewohner der Meinung, die Deutschen würden nun endlich die Straße bauen. Dies war ihnen schon lange von den Landespolitikern versprochen worden. Nachdem der Dolmetscher unsere Reiseabsicht dargelegt hatte, konnten wir die Reise fortsetzen.

Irgendwann war dann der Weg überhaupt nicht mehr befahrbar. Wir haben den Bus und den Fahrer stehen lassen und sind zu Fuß weiter gegangen. Der Rest des Weges ging durch ein Reisfeld und über einen Bach, als Brücke dienten zwei Baumstämme. Dann führte unser Weg in den Regenwald.

Mitten im Wald stand eine Hütte aus Holz, drei mal drei Meter, und daneben ein gemauertes Gebäude, vielleicht vier mal fünf Meter. Hier war Ranjani zu Hause, ich konnte es kaum fassen. Bis vor kurzem hatten vier Personen, Vater, Mutter, Ranjani und ihre kleine Schwester in der Holzhütte gewohnt.

Die Steine für das gemauerte Häuschen, noch ohne Fenster und Türen weil das Geld fehlt, hatten Sie selbst aus Lehm gebaut und das restliche Baumaterial über mehrere Kilometer hier hin getragen.

Wir wurden von Ranjanis Mutter und Schwester sehr freundlich aufgenommen. Ansonsten kann ich meine Eindrücke schwer in Worte fassen. Selbst die beigefügten Bilder können die Armut schlecht vermitteln.

Mir wurde dann aber schnell klar, dass ein Kind was unter solchen Gegebenheiten aufwuchs, jeden Tag die Schotterpiste bis nach Morawaka zur Schule ging, dort die beste Schülerin war. Sie hat die Aufnahmeprüfung zum weiterführenden Sujatha College in 2010 bestanden und seitdem wurden die Internatsgebühren vom Freundeskreis übernommen.

Ich war mit meiner Entscheidung, gerade diesem Mädchen eine schulische Ausbildung zu finanzieren, sehr zufrieden. Nach einem kräftigen Monsunregen haben wir uns dann verabschiedet und unsere Rückreise ins Koggala Beach Hotel angetreten.

Ein Mitglied des Freundeskreises Neuwied – Matara