Herbst und Winter in Deutschland – eine tolle Erfahrung für eine junge Singhalesin

Seit Anfang Oktober ist Ridmi bei der zweiten Vorsitzenden unseres Freundeskreises, Edeltrud Pinger, zu Gast. Im Jahr 2010 hatten sich die beiden am Anura College in Matara kennengelernt. Ridmi war Schulsprecherin und Ansagerin bei offiziellen Feiern, Einweihungen u. Ä. Im Gegensatz zu vielen scheuen, zurückhaltenden, „sprachlosen“ Schülern, fiel Ridmi durch ihre guten Englischkenntnisse, ihre Offenheit und Hilfsbereitschaft den Gästen gegenüber auf. Man blieb im Briefkontakt, und da Ridmi sehr interessiert an Naturwissenschaft, Mathematik, Physik und Computertechnik war, wurde nach dem Abitur (A-Levels) schnell ihr Wunsch nach einem IT – Studium offenbar. In Sri Lanka mittellos und dazu noch ein Waisenkind zu sein, ist keine gute Visitenkarte, und die Chancen ein Studium zu absolvieren, Praktikumsplätze oder gar einen festen Job zu bekommen, sind leider so gut wie aussichtslos.

Als Patenkind wurde sie von ihrer Patin regelmäßig gefördert, und sogar ein IT-Studium war drin, das sie im Januar 2017 erfolgreich abschloss. Aber der Teufelskreis begann von neuem: kein stabiler Familienhintergrund, keine finanzielle familiäre Unterstützung – also kein Praktikum. Doch, es gab eines in Colombo, aber eben weit weg und ohne Bezahlung. Die in Sri Lanka angesehene Firma Brandix Apparel ist schon ein Aushängeschild, und so nahm sie dieses Angebot an, weil es die Alternative zur Arbeitslosigkeit war, und viel lernen konnte sie in jedem Fall. Aber die Chancen auf eine feste Arbeit blieben weiter aussichtslos, und so lud ihre deutsche Patin sie für drei Monate nach Neuwied ein. Das Visum wurde beantragt, und da auch die deutsche Botschaft in Colombo seltsame Vorgehensweisen zeigte, folgte nach der ersten Ablehnung und dem deutlichen berechtigten Protest aus Deutschland endlich die Genehmigung.

Am 3. Oktober 2017 kam Edeltrud Pinger von ihrer 16. Reise nach Sri Lanka zurück und hatte neben Briefen, kleinen Geschenken für die deutschen Paten auch eines ihrer Patenkinder „im Gepäck“. Seitdem erlebt die junge Singhalesin ein Highlight nach dem anderen, jedenfalls ist es tatsächlich so für sie, denn alles ist neu, ungewohnt, aufregend, überraschend und einfach „nice“ – das am meisten benutzte Adjektiv für alles, was auf sie zukommt. Ob die freundliche Aufnahme in der Gastfamilie, das eigene kleine Appartement, die Mahlzeiten (z.B. eingelegte Hering und „Döppekoche“), Einladungen bei Freunde und Bekannten, Spaziergänge im Herbstwald, eine einwöchige Bootstour in Frankreich, Besichtigung der Marksburg, des Deutschen Ecks in Koblenz und der Festung Ehrenbreitstein, die per Seilbahn erreicht wurde, der Schmetterlingsgarten in Bendorf, Adventskranz binden, Adventskalendertürchen öffnen, Weihnachtsmarktbesuche, Zusammentreffen mit dem Nikolaus, Kuchenbacken mit der Gastschwester Diana, richtig viel Schnee und Schneemannbauen (zumindest an einem Wochenende bis jetzt)….und vieles, vieles mehr. Auch die Gelegenheit, selbst singhalesisch zu kochen und Freunde und Familie der Gastgeber einzuladen, gehört zum vielseitigen Programm.

Neben dem vielen und großen Vergnügen standen aber auch Praktika, Unterrichtsbesuche am Werner Heisenberg Gymnasium und der Johanna-Löwenherz-IGS in Neuwied und der private Deutschunterricht durch die Gastgeberin an. Aber auch das war eine Art Vergnügen und wurde gerne wahr- und angenommen. Verständlicherweise wächst dann der Wunsch, doch ganz in Deutschland zu bleiben und hier zu arbeiten.

Das ist der nächste Schritt, an dem mit viel Herzblut, guten Beziehungen, Hilfestellung und reiflicher Überlegung gearbeitet wird. Das Abitur in Sri Lanka (A-levels), die abgeschlossene EDV-Ausbildung, ein unbändiger Ehrgeiz und große Bereitschaft zu arbeiten und sich einzubringen, sehr gute Englisch- und wachsende Deutschkenntnisse sind doch schon mal sehr gute Grundlagen. Ob und wann es klappt, werden die nächsten Monate zeigen. Das Visum läuft bald ab, und dann geht es zuerst einmal zurück nach Sri Lanka, wo so lange gearbeitet werden muss, bis sich eine Gelegenheit hier in Deutschland ergibt, auf deren Grundlage ein Dauervisum beantragt werden kann.

Das ist Ridmis größter und sehnlichster Wunsch. Zum ersten Mal erlebt sie ein richtiges Familienleben. Als Vollwaise ( – die Mutter verstarb kurz nach ihrer Geburt, der Vater fiel dem Tsunami 2004 zum Opfer – ) war ihr das bisher vollkommen fremd und sie genießt es froh und dankbar.

Wer ihre Geschichte hier liest und eine Möglichkeit im weiteren Raum in und um Neuwied für sie durch Kontakte und Beziehungen zu entsprechenden Arbeitgebern sieht oder selbst ein solcher ist,…..bitte melden. ()