Tagebuch: Viel Arbeit und Freude in Matara, 20. 01. – 03. 02. 2017

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Freitag, 20. 01. 2017

Da bin ich wieder – in meiner zweiten Heimat Sri Lanka, wie manche sagen, die mich in meinen Aktivitäten dort oder auch zu Hause erlebt haben. Es ist die 15. Reise an den Indischen Ozean, zu der ich gestern Morgen mit zwei Mitstreiterinnen und unserem Präsidenten Bernd aufgebrochen bin. Bei minus 11 Grad, wohlgemerkt! Kleidung im Zwiebellook. Die ersten Hüllen fallen im Flieger, die nächsten in Doha/Qatar, wo die Nacht noch nicht so ganz heiß war, und das meiste andere in Colombo nach der Landung heute früh. Im Hotel war dann die Dusche fällig und ein komplett konträres Outfit im Vergleich zu gestern. Jetzt heißt es erst einmal „Eingewöhnung“, was mir normalerweise nicht schwerfällt, aber gut 40 Grad Unterschied – das muss man erst mal erleben. Das Wochenende gibt einen kleinen Puffer für diese Umstellung, und spätestens am Montag sind wir im wahrsten Sinne des Wortes akklimatisiert. Stellt euch drauf ein!

Samstag, 21. 01. 2017

Nicht „Lazy Sunday afternoon” – wie die “Small Faces” schon 1967, also vor genau 50 Jahren gesungen haben, – sondern einen „Lazy Saturday Afternoon“ haben wir heute verbracht. Erst mal das Sri Lanka-Handy aufladen, damit man billiger mit der Heimat telefonieren kann – What’s app geht zwar auch hier im Hotel,

aber ein kurzes Gespräch mit der Heimat ist auch nicht zu verachten. Dann wird der alten Tradition gefrönt, ein paar Ansichtskarten zu kaufen, zu schreiben und sofort einzuwerfen, damit wir nicht vor ihnen zu Hause sind – was durchaus passieren kann. Dass man uns Briefmarken mit dem Wert von 25 Rupien für 30 Rupien verkaufen wollte, ließen wir nicht durchgehen und erklärten mit deutscher Gründlichkeit, dass Wertmarken einen Wert haben, der zu bezahlen ist und wir das auch gerne tun. Wir konnten überzeugen!!! Auf der kleinen Veranda zu sitzen und ein Buch zu lesen…., heute ist das noch möglich! Der erste Schwimmversuch im wilden Indischen Ozean wird unternommen und ohne zu viel Wasserschlucken überstanden. Ein zarter Hauch von Sonnenbrand deutet sich trotz Eincremen an – was bei der Wetterlage in Deutschland sicher kaum verstanden wird oder nachzuvollziehen ist.
Telefonate, die der Vorbereitung für unsere Arbeit nächste Woche dienen und ein Besuch unseres srilankanischen schulischen Koordinators am Abend runden den arbeitsmäßig überschaubaren Tag ab. Motto: Kräfte sammeln für Montag! So ruhig wird es nicht bleiben!

Sonntag, 22. 01. 2017

Der arbeitsfreie Sonntag lädt zu einem Ausflug nach Galle ein, eine Stadt an der Südwestküste, wo die Portugiesen vor Jahrhunderten baulich ihre Spuren hinterlassen haben und die Chinesen heute immer präsenter werden. Auch zahlreiche europäische Touristen haben diese Stadt auf ihrem Programm. Das alte Fort ist aber auch imposant mit seiner gewaltigen Mauer und dem Turm, der das Wahrzeichen der Stadt darstellt.
Die Busfahrt dorthin gestaltete sich für singhalesische Verhältnisse eher besonnen, und Rukmani, unsere langjährige Freundin und frühere Beraterin bei den Bankangelegenheiten in Koggala, fand uns schnell im riesigen Getümmel am Busbahnhof und spielte unsere private Reiseleiterin und Touristeninformation. Tolle Ausblicke, wunderbare Aussicht auf den Ozean, ein kleiner Mittagssnack, ein Bummel durch einige Geschäfte samt ein paar unausweichlichen Lustkäufen….., und mit einbrechender Dunkelheit ging es per Bus zurück nach Mirissa.
In jedem singhalesischen Bus ist die erste Bank hinter dem Fahrer für Mönche reserviert. Da alle Busse in der Regel voll besetzt sind, darf man da auch sitzen, solange eben kein Mönch den Bus betritt. So machten wir es auch, denn wo soll schon Sonntagnachmittag ein Mönch herkommen? Er kam – und zwar sofort an der ersten Station nach unserem Zustieg. Doch er setzte sich sofort auf einen noch freien Platz auf der anderen Seite des Ganges, und lächelte uns beschwichtigend zu, als wir gerade aufstehen wollten. Buddhistische Gelassenheit und Pragmatismus. Auch mal schön! Zumindest Gelassenheit war angesagt bei dem kamikaze-artigen Fahrstil des Busfahrers. Bei der zunehmenden Dunkelheit mit kaum beleuchteten Straßenrändern, wo immer Fußgänger, Fahrradfahrer und Hunde anzutreffen sind, Überholmanöver, bei denen man besser die Augen schließt ( – bis auf den Busfahrer – ), durchgezogene Doppellinien, die für diesen gar nicht zu existieren scheinen, eine Geschwindigkeit bei der einem schwindlig wird….. Bisher ist es immer gutgegangen, und wir hoffen, dass es so bleibt.
Morgen ist die Nacht gegen 6.30 Uhr vorbei, und der erste Besuch am Anura College in Matara steht an. Das neue Schuljahr hat am 2. Januar begonnen, und so wird jetzt die Vereidigung der neuen Schulsprecher/innen vollzogen. Zu diesem Anlass wird auch ein hochrangiger Politiker erwartet, und so stellen wir uns auf eine würdige Zeremonie ein, zu der wir freundlich eingeladen wurden.

Montag, 24. 01. 2017 

Das können die Singhalesen: Schulfeiern organisieren, prominente Gäste einladen ( – zu denen neben dem Verteidigungs- und Wirtschaftsminister aus der Südprovinz, Vertretung der Polizei- und Schulbehörde auch wir dieses Mal gehörten! – ), anmutige Tänze, ziemlich lange Reden, Tradition hochhalten (z. B. Öllampen entzünden und Nationalhymne singen)….und das alles anlässlich der feierlichen Vereidigung der Schul- und Klassensprecher/innen der Manthinda Tempel Schule und des Anura College.
Der Minister war (fast) pünktlich, aber auch wenn er später gekommen wäre, hätten wir alle an der Kreuzung vor der Schule in sengender Hitze warten müssen, die Schüler in Uniform, das Schulorchester in ziemlich warmen Jacken und die Mädchen sogar in Strumpfhosen. Der Verkehr an dieser belebten Rahula-Kreuzung wurde einfach mal gestoppt, damit der „Festzug“ aus dem Schultor ausziehen, sich entgegen der Fahrtrichtung in Bewegung setzen konnte und vor den Ehrengästen auf offener Straße stoppte. Betelblätter wurden als Willkommensgruß von jungen Schülern überreicht, die Majorin des Schulorchesters salutierte zackig, drehte sich mit ihren Musikantinnen dann um 180 ° und wir alle folgten ihnen unter Trompetenklängen und Trommelschlägen zurück auf das Schulgelände und in den Festsaal.
Die Moderation durch einige Schülerinnen in Singhalesisch und Englisch klappte gut, und so wurden die einzelnen Programmpunkte gekonnt angesagt und von einem zum anderen übergeleitet. Rede des Manthinda-Schulleiters, Rede der Anura Schulleiterin, Vereidigung der Schul- und Klassensprecher der Tempelschule, dann des Anura College. Auch die Kleinsten wurden aufgerufen, erhielten vom Minister, dem Militär- oder Schulbehördenvertreter oder auch von mir ihre Medaille angesteckt und mussten dann die Vereidigungsformel, die von den zuständigen Stufenlehrern vorgesprochen wurden, im Chor wiederholen. In der linken Hand einen kleinen Teller mit weißen Blüten und einer brennenden Kerze, die rechte wurde beim Eid grade nach vorne gestreckt, glücklicherweise nicht zu schräg nach oben, was uns Deutschen wirklich etwas schräg vorgekommen wäre! Überzeugte, amtstragende, verantwortungsvolle- und bereite Gesichter blickten uns bei dieser Zeremonie an, und man konnte annehmen, dass sich die jungen Schülervertreter/innen ihrer Vorbildfunktion und Aufgabe im Schulleben des jetzt begonnenen Schuljahres bewusst waren.
Die Zeremonie dauerte mehr als 2 ½ Stunden, aber dass bei der Nationalhymne die erste Reihe der Ehrengäste bis auf mich bereits gelichtet war, fand ich schon seltsam. Mag ja sein, dass dies die 23. Vereidigung für die Behördenvertreter war und noch 20 weitere bis März anstehen (wie man mir sagte), aber dann sollte man über kürzere Feiern nachdenken oder andere Absprachen treffen, zumal sie jedes Jahr in der fast gleichen Form stattfinden. Aber ich habe kein Recht, mich hier einzumischen und werde es auch nicht tun.
Beim Besuch der Vorschule trafen wir die neuen Lehrerinnen an und stellten uns vor. Tolle Sache, dass die Schirmherrin I. D. Fürstin Sophie diese Einrichtung fördert und dass jetzt doch tatsächlich noch zwei Regale, ein Schrank, vier Ventilatoren ( – die bei diesen Temperaturen auch für die Kleinsten wirklich wichtig sind – ) und auch noch ein paar Tische und Stühlchen angeschafft werden können. Wenn es die Lehrerinnen schnell schaffen, Kostenvoranschläge für diese Bereicherung einzutreiben und wir uns damit einverstanden erklären, dann können die neuen Objekte noch während unseres Aufenthaltes hier zum Einsatz kommen. Große Freude und noch größerer Dank ist uns und der Fürstin gewiss.
Ähnlich gilt das für Verbesserungen in der Bibliothek, wo Vorhänge oder vielleicht doch sogar Glasabdeckungen der Fenster den Staub und Regen draußen lassen und die Bücher schützen sollen. Also: Ausmessen, Kostenvoranschläge einholen, Absprachen treffen……und dann kann auch das innerhalb der nächsten zwei Wochen alles klappen. Mal sehen, wie aktiv man wird, wenn solche Verbesserungen schnell erzielt werden können. Und nicht genug damit: auch die Naturwissenschaften brauchen dringend neues Unterrichtsmaterial, das wir mit Spendengeldern anschaffen können. Wie bei den bereits geschilderten Unternehmungen gilt: notieren, was gebraucht wird, auflisten, Kostenvoranschläge einholen, bei uns vorlegen und dann evtl. sofort einkaufen.
Es ist Mrs. Teklas Geburtstag, und so kommt der große Kalender aus Deutschland mit Fotos aus dem letzten Jahr genau richtig. Der Januar ist zwar schon fortgeschritten, aber das Geschenk findet sofort seinen Platz im Hauswirtschaftsraum im Austausch zu dem, naja, einfachen Datumsträger.
Abschließend muss noch gesagt werden, dass wir heute schon ein ganze Menge Patenkinder bei den Feierlichkeiten oder danach auf dem Schulgelände trafen, die freudenstrahlend auf Pinger Madam und ihrer Begleiterinnen zukamen und sich schon auf das Patentreffen und natürlich die Mitbringsel aus Deutschland freuen.

Dienstag, 25. 01. 2017

Auch heute kann ich noch nicht mit dem Unterricht beginnen, weil die Schule ein großes Sportfest veranstaltet. Also, können wir doch unsere Bankgeschäfte erledigen, Geld einzahlen und umwechseln und uns auch noch die sportlichen Aktivitäten der Schüler und

Schülerinnen aus der Nähe betrachten, weil das Stadion genau gegenüber der Seylan Bank liegt. So ein Zufall!
Unser srilankanischer Koordinator, Mr. Ruwan Abegunewardene, kommt mit seinem kleinen Van zum Hotel und holt uns ab, was uns die morgendliche abenteuerliche Busfahrt heute erspart. Der besonnene Fahrstil unseres Chauffeurs bietet ein angenehmes Kontrastprogramm zu den Höllenritten der letzten Tage. Auf der Bank begrüßt uns der Abteilungsleiter, Mr. Pubudu, sehr freundlich, und unsere Finanzexpertin Herta und ich können unsere Anliegen vorbringen und alles zu unserer Zufriedenheit regeln( – während Inge Martin wie immer alles im Bild festhält). Hier haben wir nämlich das Konto angelegt, von dem aus monatlich die ca. 30 Stipendien ausgezahlt werden. Wir bringen Euro mit, und sie gehen als Rupien auf dieses Konto, die für das jetzt begonnene Jahr reichen müssen. Auch ein kleiner Puffer ist vorhanden, von dem aus bei Bedarf Handwerks- und Materialrechnungen beglichen werden können. Dann müssen noch die Euros getauscht werden, die etliche Paten uns auf diese Reise mitgegeben haben, um ihren Schützlingen ein kleines „Zubrot“ zu ermöglichen, das wir ihnen bei unserem Patennachmittag nächste Woche überreichen. Damit alles genau abgezählt werden kann, müssen noch ein paar große Scheine in kleinere Banknoten umgewechselt werden. So, alles erledigt! Das Bargeld wird gut verstaut, und dann geht es – wie bereits angekündigt – zum Sportplatz.
Für einen sportlichen Wettbewerb mehrerer Schulen müssen heute hier die besten Sportler ermittelt werden, die dann ihre Schule bei einer größeren Veranstaltung später vertreten. Auch für heute wurde hier schon eine gewisse Vorauswahl getroffen. Alle, die „richtig ran“ müssen, tragen Sportkleidung, alle anderen – und das ist die Mehrheit – tragen Schulkleidung. Am Anura College habe ich das schon oft beobachtet, dass die Mädchen in ihren Schulkleidern Sport treiben, laufen, Ball spielen, etc. Auch die Sportlehrerin unterrichtet im Sari, was eine Vorstellung vom Unterrichtsstil geben mag. Bei den Jungs fällt es nicht so auf, da sie immerhin Hosen tragen. Aber es macht für die Bewegungsfreiheit und –möglichkeit schon etwas aus, ob man in der engeren Tuchhose und Straßenschuhen oder in einer Trainingshose und Turnschuhen Sport treibt.
Wie gesagt, die verheißungsvollen Sportler zeigen ihre Leistungen dann doch im Sportdress, und unter ihnen kristallisieren sich jetzt die heraus, die im wahrsten Sinne des Wortes „das Rennen machen“. Auch der Hauptmönch und etliche seiner Glaubensbrüder wandern in ihren Gewändern über das Sportgelände und setzen einige rotbraune und orangene Tupfer in das recht bunte Bild. Unser Schulkoordinator, Herr Wasantha, nutzt die Gunst der Stunde, mich mit dem obersten Würdenträger ins Gespräch zu bringen, was ja auch nur durch seine Übersetzungskünste möglich ist. An der frischen Luft im lockeren Ambiente, umgeben von fröhlichen bewegungsfreudigen Schülern, ist die Gesprächsatmosphäre doch lockerer als im „Allerheiligsten“ seines Büros. Und einige Problemchen können tatsächlich angegangen und Lösungen aufgezeigt werden. Geht doch!
Gerade, als es zum Ende kommt und die Entscheidungen für die Auswahl der „Spitzensportler“ gefallen sind, fällt auch der Regen und zwar in Strömen. Ein paar Schüler begleiten uns mit dem Schirm über die Anlage zu Ruwans Van, und am frühen Nachmittag sind wir wieder im Hotel. Eine Melone und eine Ananas stellen unser gesundes Lunch dar, und da die Sonne ihre Aufgabe nach dem Starkregen wieder erfüllt, werden wir den Nachmittag genießen und den Tag gemächlich zu Ende gehen lassen. Da stört auch nicht der Besuch eines kleinen, ca. 40 cm-langen Leguans vor unserer Terrasse.

Mittwoch, 26. 01. 2017

Jede Menge Aufgaben stehen heute Morgen an. Es soll mit dem Deutschunterricht losgehen, aber da steht Mr. Ruwan in der Tür mit einem Techniker, der uns ein deutlich günstigeres Angebot für die Elektrik machen will, die in den einzelnen Klassenräumen, Lehrerzimmern und den Büros integriert werden soll. Lebenswichtig ist das sicher nicht, aber warum nicht auch mal praktisch denken?
Dann müssen einige Mütter von Patenkindern kontaktiert werden, die ein Konto angelegt haben, auf das erst zugegriffen werden kann, wenn das Kind 18 Jahre alt ist. Das war nicht Sinn der Sache bei der monatlichen Unterstützung, die wir, bzw. die Paten gewähren wollen. Natürlich muss das Stipendium nicht jeden Monat bis zur letzten Rupie ausgegeben werden und man kann auch sparen, wenn nichts ansteht. Doch wenn es ansteht – und das wird immer wieder mal der Fall sein – dann muss man von dem Geld auch etwas abheben können.

Wird in die Wege geleitet.
Jetzt aber endlich zum Unterricht. Marie und Jana, die jungen Damen aus Deutschland, die schon seit drei Wochen hier sind und bis Ende März bleiben, haben schon begonnen und mal gesammelt, was in dieser Gruppe schon alles bekannt ist: sich vorstellen, sein Alter sagen, das Alter seiner Eltern und Geschwister, den Geburts- und Wohnort benennen und zählen. Das geht ganz gut über die Altersangabe: „Ich bin elf Jahre alt“ oder “Ich bin vierzehn Jahre alt.“ Damit wir auch das Alter der anderen Unterrichtsbeteiligten ausdrücken können, muss weitergezählt werden. Dass Marie nicht wie im Englischen zwanzig-drei sondern dreiundzwanzig ist, stellt schon ein kleines Problem dar, wird aber schnell verstanden. Als Inge auf meine Frage nach ihrem Alter mit „zwölf“ antwortet, ist die Entrüstung groß, die sich bei ihr dann einstellt, als die Schüler ihr Alter schätzen sollen. Von siebenunddreißig bis fünfundsiebzig ist alles dabei, und bei der Freude an diesem Verwirrspiel ist das tatsächliche Alter auch nicht mehr wichtig. Der von Deutschland bebilderte Tierkalender erweitert den kleinen vorhandenen Wortschatz von Hund, Fisch und Vogel auf exotischere Spezies wie Igel, Papagei und Eisvogel, Wörter, die Herta der ersten Reihe immer vorsagt und Pinger Madam sichtlich erstaunt spielt, dass die jungen Schüler schon so viel wissen. Freude pur!
Die zweite Unterrichtseinheit besteht aus Englisch für die vorgestern ernannten neuen Schul- und Klassensprecher, die darauf vorbereitet werden sollen, bei Feiern und ähnlichen Veranstaltungen Ansagen in gutem Englisch zu machen. Wir verwenden einige Zeit auf eine gute Aussprache, die aus zwei Gründen für die Schüler/innen schwierig ist. Erster Grund: man muss sich nur vorstellen, wie fremd und ungeordnet das Singhalesische für uns ist, während uns das Englische durch die germanische Verwandtschaft leicht fällt. Genau so fremd, schwer auszusprechen und grammatisch oft unverständlich ist für die Singhalesen das Englische. Zweiter Grund: Wenn wir es ernst nehmen oder beruflich brauchen, können wir einfach mal ein viertel oder halbes Jahr nach England gehen, um die Sprache bei Muttersprachlern viel besser zu adaptieren. Aber die singhalesischen Englischlehrer haben die Sprache schon von Lehrern gelernt, die vielleicht nie oder sehr wenig mit „native speakers“ zu tun hatten und ihr so singhalisiertes Englisch wieder an ihre Schüler weitergeben. Nicht einfach, aber ein paar Hürden werden doch genommen. Die abschließende Umfrage, was man nach dem Abitur gerne studieren/arbeiten würde und wo man vielleicht gerne einmal hinreisen würde, bringt interessante Ergebnisse zutage. Rechtsanwälte, Ärzte, Ingenieure, Lehrer, Bankmanager,… sind die begehrtesten Jobs oder Studienziele, und reisen würde man gerne nach Japan, China, Korea,…aber auch Russland, Italien und vor allem Deutschland stehen hoch im Kurs. Warum wohl?
Tee und kleiner Snack warten im Hauswirtschaftsraum auf uns, aber auch weitere Gesprächspartner und Bitten um Verbesserungen, die Geld kosten. Glücklicherweise ist unser Präsident Bernd Mertgen mittlerweile eingetroffen und die Gesprächsrunde damit geschlechtsspezifisch etwas paritätischer besetzt. Alles geht einfach nicht, und wir müssen abwägen, was ist wirklich wichtig und welche Mittel stehen uns zur Verfügung. Wenn wir in der nächsten Woche die Patenkinder zu Hause besuchen, werden wir auf Notwendigkeiten stoßen, wo ad hoc Hilfe angesagt ist. Andererseits kommt die gute und zweckmäßige Ausstattung der Schule allen Schülern zugute, was Teil unserer Freundeskreisphilosophie ausmacht. Also, sagen wir bei einem Teil der Wunschliste mit Blick auf Prioritäten zu, ein Teil wird abgelehnt oder muss warten. Morgen früh geht’s zum Shoppen in die Stadt.
Und da noch nicht alle Kräfte aufgebraucht sind, geht es um 13.30 Uhr noch zur Rohana Special School. Wie immer, werden wir vom Direktor Mr. Abeygunawardana freundlich empfangen, obwohl wir gar nicht angemeldet waren und es auf gut Glück einfach versucht haben. Neben netten und praktischen Werbegeschenken hat unser Präsident noch ein tolles Angebot zur Finanzierung eines Projektes an dieser Behindertenschule, das ein Spender zielgerichtet zugesagt hat. Der Schulleiter hat sofort eine Idee, die er bisher nicht verwirklichen konnte: Für die Jugendlichen, die wegen ihrer Behinderung nur schwer einen anerkannten Abschluss erreichen können, soll ein handwerklicher Kurs über ein Jahr angeboten werden, der nach der Schule am Nachmittag von einem Ausbilder durchgeführt wird. Ein Beispiel wäre das Maskenschnitzen aus Holz, was in Sri Lanka große Tradition und Zukunft hat. Einen Meister zu bezahlen, der mit behinderten Jugendlichen (taubstumme, gehörgeschädigte oder Downsyndromkinder) arbeitet, Material und Werkzeuge bereitzustellen,…. das war bisher ein Traum. Wir planen gemeinsam, diesen Traum Realität werden zu lassen.
Die Fahrt mit vier erwachsenen Personen in einem Threewheel – oder Tuktuk – wie man es einfacher ausdrücken kann, ist eigentlich unmöglich, abenteuerlich, nicht ungefährlich, aber eben verrückt. Allerdings machen wir es nur auf den Kurzstrecken zwischen den Schulen – und einer muss wohl oder übel am Stadtrand raus und mit dem Bus nach Mirissa fahren. Die anderen stellen schon mal die Getränke kalt und warten auf den Nachzügler – oder heißt das jetzt „Nachbüsler“?

Donnerstag, 26. 01. 2017

Ob ich die vielen Unternehmungen des heutigen Tages noch alle schildern kann? Wir werden sehen. (Es ist mittlerweile 23.30 Uhr hier in Sri Lanka und grade mal 19 Uhr in Deutschland. Bis ich das hier in Deutsch und Englisch fertig habe, dürfte es 2 Uhr sein. Mal sehen, was ich noch schaffe.)

Der frühe Morgen beginnt mit einem Treffen an der Buddha Statue vor der Manthinda Tempel Schule, wo ich die junge Kellnerin Ganga hinbestellt habe, die ich bei meiner letzten Reise im Hotel kennenlernte und die mir durch ihre „zarten“ Deutschkenntnisse auffiel, die sie bei einem Lehrgang in Galle erworben hatte. Sie versuchte es immer, wenn sie an meinem Tisch bediente und war so dankbar für Hilfe in Form von Verbesserungen und neuem Vokabular. Sie wünschte sich so sehr ein deutsch-englisches Wörterbuch, das ich jetzt für sie im Gepäck hatte. Sie kam mit ihrer Schwester und konnte es kaum glauben, dass ich sie nicht vergessen hatte. Ein ergreifendes Wiedersehen, bei dem ich so viel Sympathie und Dankbarkeit erfuhr.
Besuch in der Vorschule, wo äußerst diszipliniert gearbeitet wurde: Perlen mussten von den jungen Schülerinnen und Schülern auf ein Peddigrohr „eingefädelt“ werden, was für kleine vier- oder fünfjährige Hände gar nicht so einfach ist. Die „Perlen“ waren in kleine Stücke geschnittene dicke Plastiktrinkhalme, und es erforderte schon Geschicklichkeit, Geduld und Ausdauer, eine solche Aufgabe zu erledigen.
Herr Wasantha führt uns mit dem ehrwürdigen Obermönch an eine Stelle hinter der Vorschule, die ich noch nie gesehen habe und die ziemlich vernachlässigt aussieht. Wenn man diese Fläche säubert und einebnet, hätte man einen idealen Platz für die Spielgeräte wie Schaukel, Wippe und Kletterturm, die vor der Vorschule mehr oder weniger im Weg stehen. Eine saubere Lösung, die den beiden Vorsitzenden des Freundeskreises gut gefällt und gewiss auch das Einverständnis der Schirmherrin hätten, die wir darüber informieren werden. Kostenanschlag wird erstellt.
Dann wird uns die kleine Achini vorgestellt, eine kleine Fünftklässlerin, die durch ihre Familiensituation dringend unsere Hilfe bräuchte und ins Patenprogramm aufgenommen werden sollte. Aber erst müssen wir wieder einen Paten finden. Sollte sich also jetzt jemand angesprochen fühlen oder jemanden kennen, der vielleicht……..? – Bitte melden!
Der Deutschunterricht musste heute von Marie und Jana übernommen werden, weil Pinger Madam das dicke Portemonnaie hat und den Einkauf begleiten muss. Der Präsident Bernd ist auch dabei und wacht darüber, dass die vier Frauen auch das Richtige finden. Gut, dass wir Spendengelder von einigen großzügigen Spendern dabeihaben und sie heute ganz gezielt und verantwortlich einsetzen können. Ein paar Möbel, Fussmatten, ein kleines Whiteboard samt Stiften, eine Wanduhr, ein paar Bälle, ….das sind nur einige der Gegenstände, die in der PSPS gebraucht werden. In einer kleinen Werkstatt ordern wir fünf Tische, die nach unseren Angaben gebaut und bis Mittwoch geliefert werden sollen.
Von Matara geht es zum Hotel, wo eine winzige Mittagspause drin ist, bevor es weiter nach Ahangama geht. Dort treffe ich unsere alte Freundin Kamala, ihre Tochter Kanchana und Enkeltocher Vinudi, die ich bei jedem meiner Aufenthalte besuche, Auf den leckeren Ingwertee freue ich mich schon, den ich immer bei ihr bekomme nebst Bananen und Selbstgebackenem. Die kleine Vinudi ist mit ihren 13 Monaten erstaunlich aktiv und agil und hat keinen Moment Ruhe.Ein richtig kleiner süßer Fratz!
Danachfahre ich mit dem Bus wieder zurück nach Mirissa ins Hotel, wo wir die Bankmanagerin unserer Seylanbank zum Abendessen erwarten. So haben wir bei diesem Treffen neben den beiden Vorsitzenden auch unsere Schatzmeisterin Herta dabei, und die Veränderungen bei der ersten rückwirkenden Zahlung für Januar 2017 (am 1. 2. 2017) können nochmal im Detail besprochen werden. Mrs. Nisha ist eine sehr angenehme Gesprächspartnerin, und vielleicht schafft sie es ja, ( – sie will es auf jeden Fall versuchen, so verspricht sie – ) unsere Gebühren zu reduzieren. Wäre toll, wenn das klappt, und das wären immerhin knapp 100 € per anno, die wir mehr zur Verfügung hätten.
Das muss für heute reichen. Ich bin hundemüde und will nur noch ins Bett. Subä ratriak – wie man sich auf Singhalesisch eine gute Nacht wünscht.

Freitag, 27. 01. 2017

Heute werden in der PSPS (Princess Sophie Pre School) Schmetterlinge ausgemalt. Rosa ist schon mal das Grundpapier. Jetzt gilt es

fantasievolle bunte Flügel, Köpfe, Leib und Fühler zu malen. Es geht konzentriert und diszipliniert zu, weil klare Aufgaben Struktur geben und auch sichtlich Freude machen.
Diese klare Struktur bräuchte man auch in manchen anderen Belangen, aber da macht man manchmal ganz andere Erfahrungen. Die Vorhänge für die Bibliothek müssen noch gekauft werden, damit die Bücher nicht zu sehr verstauben, wenn Wind, Sonne und Regen ungeschützt durch die offenen Fenster hereinfallen. Drei Frauen und ein Mann im Gardinen-Shop, das ist für unseren Präsidenten eine wahre Herausforderung, aber er meistert sie mit Bravour und bezahlt am Ende brav.
Wir schauen noch im Chemieunterricht vorbei, wo einige Schüler nicht zum Unterricht erscheinen konnten, weil die heftigen Regenfälle der letzten Nacht einige Gegenden ganz schön überflutet und abgeschnitten hatten. Da der Tag relativ trocken bleibt, bilden sich diese Behinderungen bald zurück, und morgen kommt hoffentlich wieder ein trockenerer Tag.
Erschöpft vom Shoppen, lädt uns der Obermönch zu Curd und Palmhoney ein (Büffeljoghurt mit Palmhonig), was hier viel genossen wird und köstlich schmeckt und erfrischt.
Das muss für heute reichen, und gleich geht es auch in die Kiste, denn morgen früh muss ich früh zum „whale-watching“ raus. Ob die Wale bereits wissen, dass ich sie sehen möchte? Wäre toll, wenn sie sich zeigten. Ihre Fotos werden um die Welt gehen, das kann ich ihnen schon versprechen.

Samstag, 28. 01. 2017 

Nach dem schweren Regen von der Nacht Donnerstag auf Freitag und dem etwas wolkenverhangenen Tag, hofften wir auf gutes Wetter am Samstag, an dem wir früh zu einer „Whale watching tour“ aufbrachen. Schule und Projekte haben mal einen Tag Pause, und es ist sicherlich legitim, bei allem, was schon gemacht wurde und noch getan werden muss, mal ein bisschen Tourist zu sein. Schon um sieben Uhr in der Früh waren wir auf dem Boot und legten wie alle an Bord die Schwimmwesten an. Eine befreundete Lehrerfamilie hat Kontakte zu einem Crew-Mitglied, das uns einlud, für einen Bruchteil des üblichen Touristentarifs, an dieser Tour teilzunehmen. Eine Garantie, Wale oder andere Meerestiere zu sehen, gibt es natürlich nicht, aber die Hoffnung war groß und wurde nicht enttäuscht.
Die erfahrene Crew hatte das richtige Auge für die Bewegungen in weiter Ferne, die für uns weniger auffällig waren – das sollten wir bald erfahren. Doch zunächst gab es einen Tee, ein Sandwich und ein Stück trockenen Kuchen, was gewiss ein toller Service ist, ich mir aber nicht sicher war, ob das – angesichts des Seegangs – eine kluge Maßnahme darstellte. Aber es war nach meiner Beobachtung nur ein jüngerer Passagier, der sich gezwungen sah, die Köstlichkeiten wieder den Fischen zu füttern. Bald schon wurde die Aufmerksamkeit auf zwei riesige Meeresschildkröten gerichtet, die momentan Paarungszeit haben und sich doch tatsächlich vor unseren Augen vergnügten, was angesichts des bewegten Wellengangs gar nicht so einfach schien. Aber für diese Spezies ist das nun mal so, und sie schienen auch kein Problem dabei zu haben. Wer hätte schon damit rechnen können, dass ausgerechnet wir sie auf den unendlichen Weiten des Indischen Ozeans bei ihrem „tête-à-tête“ erwischen?
Es dauerte noch eine Weile, bis der singhalesische Ruf „Wal voraus!“ ertönte. Ob nun auch Russen, Chinesen oder ein paar wenige Deutsche an Bord diese Worte verstanden, ist unwahrscheinlich, aber die Reaktion und die spontane Bewegung fast aller Passagiere zur selben Seite des Bootes schien nicht ungefährlich, und so sorgte der Steuermann erst mal wieder für die Balance. Da er das Schiff immer um die Stelle, an der es etwas zu Sehen gab, drehte, war die Chance doch für alle – vor allem die Fotographen – gegeben, etwas Spektakuläres festzuhalten. Unser Mitglied Inge Martin, von der die meisten der Fotos in meinen Berichten stammen, gab wieder ihr Bestes und hielt ein paar besondere Momente gekonnt fest. Vielen Dank dafür!

Sonntag, 29. 01. 2017 

Heute Morgen war mal wieder eine Abenteuerfahrt mit dem Bus angesagt. Die roten Regierungsbusse halten nicht überall und holen – so kommt es mir jedenfalls vor – nicht jeden mit. Dass sie mich mitgenommen haben, konnte nicht daran liegen, dass zu wenig Fahrgäste drin waren, denn ich stand von Beginn an auf unangenehm engstem Körperkontakt im dicksten Pulk am Einstieg, hatte meine 2 Umhängetaschen schon über die Reling in den Fahrerbereich gehievt, damit sie im Fahrgastraum keinen Platz wegnehmen konnten und wurde bei jedem Ein- und Ausstieg so geschoben, dass es immer irgendwie passte. Nichts mit Privatsphäre oder gebotenem Abstand. Da kann nur helfen, dass alle Fenster und Türen aufstehen, und man die Wärme irgendwie erträgt. Auch der Fahrkartenverkauf gestaltet sich interessant. Hier wird sogar der genaue Einstiegs- und Ausstiegsort markiert, wobei ich nicht verstehe, wie dieser junge Mann in dem Gewühl den Überblick behält. Er tut es aber.
An der „Nupe Junction“ angekommen, musste ich nur noch rauskommen. Nachdem zwei Leute wegen mir ausgestiegen waren, die aber wieder reinmussten, konnte ich es bewerkstelligen, mich an einigen anderen ohne Berührungsängste vorbeizudrücken und war erleichtert, dass ich endlich irgendwann und irgendwie auf der Straße stand. Uff!
Der Besuch bei meinem Patenkind Ridmi verlief gut, und die alten Großeltern zeigten sich wie immer wieder berührend dankbar, dass jemand die Vollwaise regelmäßig unterstützt. Das nimmt ihnen eine große Sorge. Da ich meine „Hoffotografin“ nicht dabei hatte, vergaß ich leider, selbst Bilder von diesem Besuch zu machen.

Anders geht es bei unserem Koordinator Ruwan zu, wo meine Begleiterinnen schon vor Ort sind und nur noch meine Ankunft erwarten. Drei Mädchen vom Sujatha College und zwei Jungen vom Rahula College ( – der Dritte war verhindert -) treffen ein und die mühsame Konversation kann starten. Mühsam deswegen, weil ihre Stimmen kaum vernehmbar und ihr Englisch recht rudimentär ist. Mit Geduld und Spucke und der Übersetzungshilfe von Ruwan kriegen wir „die Sache ans Laufen“. Alle fünf bereiten sich auf die A-levels (das Abitur in Sri Lanka vor, die im August stattfinden werden. Die Berufswünsche, wie Arzt, Ärztin, Ingenieur,….wie sie schon vor einigen Jahren geäußert wurden, sind gleich geblieben, und sie werden hart daran arbeiten müssen, möglichst die besten Ergebnisse zu erzielen, damit sie auch zu den Fächern zugelassen werden, die sie favorisieren. Kleine Patengeschenke werden überreicht, und zwei von ihnen haben schon Briefe für ihre Paten vorbereitet, die ich mitnehmen kann. Zwei der Mädchen können mittlerweile per Email korrespondieren. Mit den besten Wünschen unsererseits für das anstehende Prüfungsjahr und dem obligatorischen ehrfürchtigen Kniefall ihrerseits verabschieden wir uns.
Ruwans Frau hat das Mittagessen für uns auf dem Tisch stehen. Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass die Gastgeber um uns herumstehen, nur Augen dafür haben, dass immer möglichst viel auf unserenTeller ist, aber niemals gemeinsam mit uns essen, weil sie das als unhöflich empfänden. Wir gnießen all die Köstlichkeiten samt Büffeljoghurt zum Dessert, obwohl wir in den Augen unserer Gastgeber zu wenig gegessen haben. Mehr geht aber einfach nicht!
Jetzt steht der Besuch bei Inges Patenkind Ruwanthika an, die zur Zeit eine Schneiderausbildung macht und sich dabei sichtlich wohl zu fühlen scheint. Ein Jahr regelmäßigen Unterricht an zwei kompletten Tagen in der Woche, eine praktische Prüfung, bei der auch ihre „Werke“ des Jahres ausgestellt werden müssen, beschließen das Lehrjahr im August. Wegen der beengten Verhältnisse in ihrem Elternhaus kann sie jetzt bei einem Onkel in der Nähe wohnen, der ihr sogar ein eigenes Zimmer in seinem Haus bieten kann.
Wir besuchen zunächst das Haus – oder besser Hütte – wo drei jüngere Halbgeschwister, Mutter und Stiefvater wohnen. Vor einigen Jahren hatten Inge Martin und Herta Ries hier schon einen kleinen Neubau veranlasst, der der Familie bessere Möglichkeiten bot. Doch für Ruwanthika wird diese Welt zu klein, und sie möchte und muss sich mit ihren 23 Jahren jetzt ein Leben aufbauen.
Da würde doch jetzt nur noch eine eigene Nähmaschine fehlen, um nicht nur auf die Geräte in der Schule angewiesen zu sein. Die deutsche Patin hält das immerhin für eine gute Idee, wobei Ruwanthika und ihre Familie sich das niemals leisten könnten und nicht im Traum an so etwas denken würden. Doch manchmal werden Träume wahr, und es ist ein kaum verständliches und übergroßes Glück, dass Inge sie in Ruwans Van zur „Singer“-Vertretung in Matara mitnimmt und eine Nähmaschine kauft, die nach der Lieferung morgen ihr Eigentum sein wird. Sie kann ihr Glück kaum fassen und wirkt wie erstarrt. Wir werden sehen, ob diese Hilfe auf Dauer dazu führt, auf eigenen Beinen zu stehen und sich eine Zukunft aufzubauen. Ganz so einfach wird das nicht werden, aber ein guter Anfang ist gemacht. Danke, Inge Madam!

Montag, 30. 01. 2017

Heute ist die letzte Möglichkeit, Pläne für Veränderungen oder Anschaffungen zu machen und – so weit es geht – auch schnell umzusetzen oder in Auftrag zu geben. Unser Koordinator in Sri Lanka, Herr Ruwan, holt uns wieder früh am Morgen im Hotel ab, und die Gespräche und Verhandlungen können beginnen. Es geht um das Vorhaben, das wir am Donnerstag diskutiert haben. Die Spielgeräte vor der Vorschule stehen nicht günstig wegen des Durchgangverkehrs mit vielen Schülern und Lehrern, und auf der Rückseite des an die Vorschule angrenzenden Klassenraums wäre ein schöner Platz, wo die Kleinsten ungestört spielen könnten. Weiterer Vorteil: ein verwahrlostes zugewachsenes Stück Schulgelände würde hergerichtet, ansehnlich gemacht und wunderbar genutzt werden können. Deutsche Gründlichkeit und Sinn für Ordnung kommen mal wieder zum Tragen. Der Bauleiter Herr Silva und Herr Ruwan haben aber auch schon klare Vorstellungen, was da alles zu tun sein wird: roden, säubern, auffüllen, begradigen, Bäume und Sträucher schneiden oder bis auf die Schattenspender entfernen, eine kleine Mauer zum Nachbargrundstück bauen, damit bei starkem Regen das Wasser auch dort bleibt und den Rest der Abgrenzung über dem Mäuerchen mit einem Zaun versehen. Kostet eine Kleinigkeit, wie der jetzt vorliergende Kostenvoranschlag zeigt, ist aber zu schaffen. Vielleicht erhalten wir ja noch die eine oder andere Spende – wer weiß?

Eine langgehegte und bisher verwehrte Bitte kann heute erfüllt werden: Zwar stehen immer die Belange der Kinder in unserem Vordergrund, doch indirekt kann ihnen auch ein Fotokopierer im Schulleiterbüro, der von Lehrern für Übungsblätter etc. genutzt werden soll, Vorteile verschaffen und mehr Material zur Verfügung stellen. Unser Freund und Helfer, Mr. Ruwan, fährt uns zum entsprechenden Laden. Ich versuche wieder mit Ruwans Unterstützung die Gemeinnützigkeit und unser Engagement für die Schüler am Anura College zu

unterstreichen, und – siehe da – ein kräftiger Discount kann heraus gehandelt werden und schon ist das Ding samt einem großen Packen Papier in Ruwans Auto. Eine kostenlose Einweisung im Schulbüro ist kurz danach auch noch drin, und die stellvertretende Schulleiterin, Mrs. Kanthi, platzt bald vor Stolz und Freude.

Am Abend trifft unser Dreierteam alle Vorbereitungen für den morgigen Patennachmittag. Die mitgebrachten Päckchen müssen sortiert, etliche noch gepackt werden; die finanzielle Extra-Unterstützung für eine ganze Reihe der Patenkinder muss gewechselt und abgezählt in Umschläge gesteckt werden. Dazu gibt es für alle, auch die Geschwisterkinder, noch Werbegeschenke, die wir von Deutschland hergeschleppt haben: Kugelschreiber, Schreibblöcke, Malstifte, Radiergummis, Süßigkeiten……Die Tüten sind voll und die große Bescherung ist bestens vorbereitet.

 

Dienstag, 31. 01. 2017

Unser TR (Taxi Ruwan) ist pünktlich zur Stelle. Mit all diesen Tüten im Bus – das wäre sicher unmöglich bis selbstmörderisch gewesen. Am Anura College trudeln die ersten Mütter für den 10-Uhr-Termin schon ein ( – die Kinder sind ja bereits seit 7.45 h im Unterricht – ) und verfolgen gespannt und neugierig unsere Vorbereitungen. Kurz nach 10 Uhr hat sich der Language-Medium-Raum gefüllt. Von unseren mittlerweile 32 Patenkindern sind drei verhindert oder krank, aber in einem Fall ist die Mutter gekommen. Der Englischlehrer Wasantha hilft mir bei der Übersetzung ins Singhalesische, Herta hat die richtige Verteilung der Geschenke und Umschläge im Blick, und Inge hält alles mit ihrer Kamera fest. So etwas nennt man „Arbeitsteilung“. Ich versuche den Kindern und anwesenden Eltern unsere Philosophie, die ihnen Vorteile bringt, deutlich zu machen und bitte sie, die von den Paten ermöglichte Vergünstigung in erster Linie den Kindern in ihrer schulischen Entwicklung zugute kommen zu lassen. Bei der Verteilung, die nun endlich beginnt, leuchten die Augen, und große Freude und Dankbarkeit wird deutlich, wenn die kleinen Hände die Päckchen in Empfang nehmen. Die Dankes- und Ehrenbezeugung per Kniefall ist jetzt selbstverständlich, aber das Päckchen wird nicht mehr losgelassen, was zu akrobatischen Bewegungen führt. Zu jedem Paten erzähle ich etwas, so gut ich es eben weiß, und so wird klar, dass alle deutschen Paten ein wirkliches Interesse an der Schulkarriere „ihrer“ Kinder haben.

Abschließend  sprechen Herr Wasantha und Frau Tekla zu den Eltern und Kindern, wobei sie – wie man uns später erklärt – ausdrücklich auf die große Chance hinweist, die ihnen durch diese Patenschaft gegeben wird und die sie hochschätzen und nutzen sollen. Es sieht für uns wirklich so aus, dass dies getan wird.

Auch drei der Patenkinder haben ein Schlusswort vorbereitet, das sie in Englisch z. T. vom Blatt, aber auch frei vortragen und uns ihre große Dankbarkeit übermitteln wollen.

Noch während dieser Veranstaltung sammeln sich weitere Mütter vor der Tür, die um Aufnahme ihrer Kinder in das Patenprogramm bitten. Wir müssen sie abweisen, weil wir im Moment keine neuen Paten zur Verfügung haben, und auch verwaltungstechnisch sind wir an unsere Grenzen gekommen. Bankkonten einrichten, Daueraufträge vergeben, Korrespondenz in Gang bringen, Hausbesuche, Überprüfung der Effizienz,…… Wir machen weiter so gut es geht, und Bedarf gibt es natürlich weiterhin reichlich.

 

Mittwoch, 1. 02. 2017

Neun Besuche bei Patenkindern, die wir noch nie besucht haben, stehen an diesem unserem letzten Tag an, und etliche weitere Familien

möchten unbedingt, dass wir wieder zu ihnen kommen, um uns wenigstens durch eine kleine Einladung zum Tee, zu Obst oder anderem ihre Dankbarkeit zu zeigen. Wir versprechen nichts, weil nicht abzusehen ist, wie es abläuft. Herr Wasantha kommt mit seinem kleinen Auto und hat eine Reiseroute ausgetüftelt, die Sinn zu machen scheint: zunächst die beiden am entferntesten liegenden Häuser, weit im Hinterland, und dann weiter wieder in Richtung Matara. Mal schauen, ob wir alle schaffen.

Erste Station: Besuch bei der kleinen Dinithi, die wie vier weitere Patenkinder gerade neu ab Januar 2017 aufgenommen wurde. Sie hat einen verdammt langen Schulweg, wie wir bald feststellten. Ca. 35 km mit dem Bus, und als wir an der Bushaltestelle in der Nähe ihres Wohnortes ankommen, sind wir aber noch lange nicht an ihrem Elternhaus. Das hätten wir wohl auch kaum gefunden, wenn uns der Vater nicht an diesem Hauptweg abgeholt hätte und uns deutlich machte, dass wir mit dem Auto jetzt auch nicht mehr weiterkämen. Wir folgen ihm zu Fuß in der heißen Sonne, bergauf, bergab und irgendwann wieder hinauf nach fast zwei Kilometern, vorbei an Teeplantagen, Bananenstauden und viel, viel Gegend, bis wir endlich das Haus erreichen. Die kleine Schwester von Dinithi ist heute zu Hause geblieben und begrüßt uns mit ihrer Mutter offen und neugierig. Was kann man den schwitzenden,  müden Gästen besseres anbieten als frischen Kokosnusssaft? Also bindet sich der Vater ein Seil um die Hüfte und klettert wie ein Eichhörnchen die riesige Palme hoch, ein riesiges Messer an der Seite und ist nach gut einer Minute wieder mit reicher Beute am Boden. Ein paar gekonnte Hiebe, und der Trank kann kredenzt werden. Man braucht kein Glas, kein Tablett, gar nichts, es ist alles da. Wir können uns ein Bild davon machen, wie beschwerlich das Leben hier draußen ist, auch wenn die Grundbedürfnisse gesichert scheinen. Die Unterstützung, die Dinithi jetzt durch die Patenschaft erfährt, kann ihr den langen und beschwerlichen Schulweg nicht abnehmen, aber der Besuch von Förderkursen ist jetzt drin und erhöht ihre Chancen auf bessere Ergebnisse.

Beim Rückweg begleitet uns nun die Mutter zum Auto und nimmt wie selbstverständlich diesen Weg und natürlich auch wieder den Rückweg zu ihrem Haus auf sich. Kaum vorstellbar für uns, dass die beiden Mädchen regelmäßig schon früh in der Dunkelheit und später nachmittags, wahrscheinlich meistens in gleißender Sonne, diesen Weg machen müssen. Wohl dem, der einen Schirm dabei hat.

Unser zweiter Besuch soll diesen ersten wie einen Wellness-Trip erscheinen lassen. Wir sind immer noch knapp 40 km von Matara entfernt und versuchen, die zweite Adresse zu finden, die auf Herrn Wasanthas Zettel steht. Von der Bushaltestelle aus, von der aus das Mädchen morgens zur Schule fährt, ist es wieder ein sehr langer Weg, den wir zwar streckenweise mit dem Auto zurücklegen können, doch immer wieder aussteigen müssen, damit das Gewicht von uns dreien den Wagen nicht aufsetzen lässt. Doch dann kommt die Stelle, an der nichts mehr geht. Glücklicherweise findet sich gleich ein Anwohner, der sich behilflich zeigt. Er kennt das Haus zu dem wir wollen und

erklärt sich bereit, uns zu begleiten. Vorher holt er noch zwei weitere Schirme aus seiner Behausung, damit sich die weißen Ladies vor Sonnenbrand schützen können. Es sei noch ein gutes Stück bis dorthin – was immer das heißt. Es heißt auf jeden Fall: bergauf, durch viel Bewuchs, auf einem äußerst steinigen Weg, und weiter bergauf…. Der Schweiß läuft…und der Weg weiter in kleinen Serpentinen den Berg hinauf. Die letzte Serpentine will unser Bergführer durch eine Gerade abkürzen, was ein noch steilerer Aufstieg bedeutet und unsere letzten Kräfte fordert. Doch all das kann nicht über die Misere hinwegtäuschen, die uns jetzt erwartet. Die Mutter steht vor dem Haus, oder besser das, was hier als Haus gilt. Eine Behausung, die nicht mehr viel Menschenwürdiges hat. Zwei Innenräume, einer mit offener Feuerstelle am Boden, der zweite mit einem maroden Bett und alles andere irgendwie verteilt. Ein Ast als Kleiderstange, kein Tisch, kein Stuhl,…bis auf die drei Plastikstühle, die uns vor dem Haus angeboten werden. Daneben gibt es Anfänge eines kleinen Neubaus, der aber wohl schon seit Jahren nicht fortgeführt werden kann. Sprachlosigkeit, Entsetzen darüber, dass hier Eltern mit einem 12- und 16jährigen Mädchen leben. Wir erfahren, dass die beiden morgens um vier mit der Taschenlampe ihren Schulweg antreten, sich durch den dichten Bewuchs nach unten kämpfen (wo wir gerade hinaufgekommen sind), um irgendwann an die Bushaltestelle zu kommen. Ca. 3 ½ Std. hin und 3 ½ Std. zurück. Jetzt habe ich eine Erklärung für das traurige Gesicht, das ich gestern bei dem Patennachmittag zum ersten Mal sah, das eingeschüchterte, sprachlose Wesen, das ich nicht verstehen und einordnen konnte. Die Hoffnungslosigkeit der Mutter ist offensichtlich, und wir fragen uns, ob wir nicht doch zu etwas mehr Hoffnung beitragen können. Wir sind uns einig: Hier müssen wir mehr tun, auch wenn wir noch nicht genau wissen wie. Unser freundlicher Bergführer begleitet uns auch wieder zurück und lässt uns nicht ziehen, bevor wir seine Einladung zu einer kleinen Erfrischung annehmen. Mit seinem Nachbarn, der uns ebenso freundlich begrüßt, servieren die beiden eine riesige Jack-Fruit, die wir bereits im Hotel als Gemüse kennengelernt haben, aber jetzt im reifen Stadium eine besondere Delikatesse darstellt. Die klebrigen Früchte schmecken richtig gut, und das Klebrige wird später einfach mittels Palmöl, mit dem man sich die Hände reibt, entfernt. Natur pur – und eine äußerst preisgünstige Hautpflege!

Da diese Besuche unvorhergesehen zeitraubend waren, ist es schon Nachmittag, und wir schaffen nur noch den letzten Besuch bei der kleinen Dilmi. Ihr bescheidenes Häuschen mit dem Notwendigsten kommt uns fast luxuriös vor, gemessen an dem was wir gerade gesehen haben. Dilmi hat sich von den ersten drei Monatsunterstützungen ( – sie ist seit September dabei – ) einen kleinen Schreibtisch gekauft und präsentiert ihn uns samt der Rechnung ganz stolz. Sie kann schon gut in Englisch mit uns kommunizieren, und so ist diese Sprache auch ihr Lieblingsfach. Das monatliche Stipendium ermöglicht ihr mehr Förderunterricht und Materialien, die sie sich vorher nicht leisten konnte. Das ist es, was wir fördern wollen und wodurch bessere Abschlüsse und damit bessere Zukunftschancen wahrscheinlicher werden. Unsere Gedanken gehen aber immer wieder zurück zum davorliegenden Besuch. Der wunderschöne Pfau, dem wir auf dem Weg zum Auto begegnen, heitert ein wenig auf, auch wenn er nichts an der Situation verändert.

Es wird Abend, und unsere Kräfte sind erschöpft. Es tut uns unendlich leid, dass wir die anderen Kinder und Familien enttäuschen müssen und nicht mehr besuchen können. Herr Wasantha wird es ihnen erklären und ihnen versprechen, dass sie die ersten sind, die bei unserer nächsten Reise nach Matara auf der Liste stehen. Dieser letzte Abend wird nicht ganz so fröhlich, wie wir es uns vorgestellt hatten. Jetzt muss noch gepackt werden, und beim letzten Abendessen dieser Reise gibt es genug Gesprächsstoff und „Nachwehen“.

Freitag, 03. 02. 2017

Wir sind wieder zurück in Deutschland. Alles in einem war es ein arbeitsreicher, ereignisreicher und guter Aufenthalt, in dem viel bewirkt und angestoßen wurde, fünf neue Patenkinder werden ab Januar 2017 unterstützt und einige stehen schon wieder auf der Warteliste, für die hoffentlich auch bald Paten gefunden werden. Danke für euer Interesse und eure Begleitung auf Facebook und jetzt hier auf unserer Homepage des Freundeskreises. Es tut gut zu wissen, dass unsere Arbeit für die ärmsten Kinder dieser Region gesehen und gewertschätzt wird. Wir wissen, dass wir nicht die ganze Welt retten können, aber ein bisschen retten und helfen sehen wir als unsere Pflicht, die wir gerne erfüllen. Mitmachen nicht verboten!!!