Tagebuch – Sri Lanka – September/Oktober 2017

Unsere 2. Vorsitzende Edeltrud Pinger ist mittlerweile in Sri Lanka angekommen und versucht, regelmäßig von ihrem Einsatz und ihren Erlebnissen zu berichten. Hier sind die ersten Tagesprotokolle, die sich auch auf Facebook unter ihrem Namen befinden. Fotos werden erst nach und nach eingearbeitet.

Samstag, 16. September 2017

Sri Lanka hat mich wieder – zum 16. Mal. Es steht wieder einiges an, was erledigt werden muss, und natürlich freue ich mich auch, die Freunde, Lehrer, Patenkinder und andere Schüler wiederzusehen und einige auch in Deutsch zu unterrichten.

Der Flug von Frankfurt nach Muscat war problemlos. Auf dem hell erleuchteten Flughafen mit tausenden von Lampen, Glanz und Glamour, schwarz verschleierten Frauen, weiß gekleideten Männern in ihren langen Gewändern, schwarz-weiß oder rot-weiß karierten Kopftüchern, die ein schwarzer Stoffring auf ihren Häuptern festhält, viel Gold an den Handgelenken und Fingern,….ein Bild wie aus „Tausend und einer Nacht“. Die vier Stunden Muscat-Colombo sitzt man schnell ab, obwohl das ruhig-Sitzen durch die vermehrt spürbaren Turbulenzen über dem Meer immer schwerer fällt. Alles geht gut, und ca. um Mitternacht in Deutschland und knapp 3.30 Uhr in Sri Lanka setzt der Flieger der Oman-Air sicher und weich auf.

Dampfbad pur! – so fühlt es sich nach dem Ausstieg aus dem klimatisierten Flieger in die feucht-warme Nachtluft in Colombo an. Doch in der Halle, wo die Transportbänder bald unsere Koffer an Land befördern, ist es schon wieder klimatisiert. Der nette junge Fahrer von ITS sammelt seine Fahrgäste auf, verlädt das Gepäck und los geht’s. Etwa eine halbe Stunde hält das in die Jahre gekommene Gefährt durch, bevor es endgültig den Geist aufgibt. Stopp am Straßenrand in der Dunkelheit und Ersatz anfordern. Das kann dauern, und das tut es weit über eine Stunde. Gepäck und Fahrgäste umladen aus dem kleinen defekten in einen riesengroßen modernen Reisebus, den knapp 15 Urlauber ( – naja, ob ich mich dazu zählen soll? – ) an ca. 6 verschiedenen Anlaufstellen verlassen.

Da die Gäste immer vor dem Portal eines Hotels abgesetzt werden müssen, ist es gar nicht so einfach mit dem Riesenbus in alle Einfahrten zu kommen und vor allem auch wieder raus. Abenteuerliche Wendemanöver, die immer wieder viel Zeit kosten. Ich bin der letzte Reisende und werde ebenfalls mit dem Supergefährt bis an die Hoteleinfahrt kutschiert. 10.30 Uhr in Sri Lanka, 7 Uhr in Deutschland, dann war ich jetzt mehr als 24  Std. unterwegs. Es reicht – und nach dem Auspacken ist Ausruhen angesagt.

Sonntag, 17. September 2017

Sonntag in Matara. Noch ist Ruhe und Muse angesagt, und die größte Beunruhigung bestand bisher  darin, dass ich meine Kajalstifte komplett vergessen habe. Dann muss es zunächst die natürliche Schönheit tun, und der „Beauty-Shop“ in Mirissa versprach gestern Abend, mir meinen Wunsch bis heute Abend zu erfüllen. Es hat geklappt und für umgerechnet 1,75 € können meine Augen bald (noch mehr) strahlen.

Besuch bei meinem großen Patenkind, das ich auf meiner Rückreise Anfang Oktober mitbringen werde und für das wir ein Visum für drei Monate erwirken konnten. Supernetter Empfang durch die Großmutter und Einladung zu Tee und Büffeljoghurt mit Palmhonig. Sie freut sich für ihre Enkelin, dass sie diese Chance, nach Deutschland zu reisen, bekommt und kann gar nicht genug Gesten des Dankes vermitteln. Andererseits hat sie erst vor einem viertel Jahr ihren Mann, den Großvater meines Gastes, verloren und wird während der Abwesenheit bei Verwandten wohnen, damit sie nicht ganz allein zurechtkommen muss.

Aufregung pur. Was braucht man an Kleidung für die jetzt anstehende Jahreszeit in Deutschland? Die junge Dame hat logischerweise kaum was davon in ihrem spärlich bestückten Kleiderschrank, denn Pullover, Sweatshirts, Socken, warme Schuhe oder Stiefel, wattierte Jacken….ist nicht das, was man hier in Sri Lanka so hat und trägt und auch so gut wie gar nicht kaufen kann – wozu auch bei ständigen Temperaturen um die 30 Grad?

Aber ein Koffer muss trotzdem her, und den kaufen wir in einem größeren Kaufhaus, das tatsächlich zwei Größen und insgesamt ca. sieben Exemplare zur Auswahl hat. Wir werden fündig. Das Ding wird gewiss kaum voll werden – jedenfalls nicht auf dem Hinflug nach Deutschland. Nicht, dass sie die Herbst- und Winterkollektion mit zurücknehmen soll – wozu auch? – aber vielleicht finden sich ja noch ein paar andere nette Souvenirs. Und die Bohrmaschine, die unser Bauingenieur mich bat mitzubringen und die beim besten Willen nicht mehr in mein Gepäck passte, könnte auf dem Heimflug dann vielleicht dabei sein.

Es ist noch Zeit für den Besuch bei unserem srilankanischen Koordinator, Mr. Ruwan. Er, Frau und Tochter haben den nächsten Tee für mich parat, begleitet von Kuchen, Plätzchen, Sandwiches und Bananen. Schade, dass die Gastfreundschaft nur bedingt akzeptiert werden kann, doch ein Banänchen ( – und in Sri Lanka sind sie wirklich klein, aber sehr köstlich – ) geht noch rein. Wir sprechen über die anstehenden Pläne in den kommenden zwei Wochen, bei denen Ruwan mir behilflich sein kann und es auch gerne tut. Und zum Beweis kutschiert er mich in seinem Auto zurück nach Mirissa und verspricht, mich morgen früh für meinen ersten Schulbesuch am Anura College abzuholen, um mich nicht dem teils tollwütigen Fahrstil der hiesigen Busfahrer auszusetzen. Ein wirklich netter Zug! Vielen Dank!

Montag, 18. September 2017

Die zweite Nacht konnte ich ohne Moskitobesuch verbringen, weil ich gestern darum bat, dass ein Netz über mein Bett gespannt wird. Nun müssen die Plagegeister außen sitzen und mir beim Schlafen zusehen. Gut so!

Mr. Ruwan hält natürlich sein Versprechen und holt mich pünktlich ab. Freundlicher Empfang im Hauswirtschaftsraum am Anura College, wo mich Mrs. Tekla, Herr Wasantha und einige Hauswirtschaftsschülerinnen mit einem kleinen Blumenkorb begrüßen. Mrs. Tekla führt bald ihren Unterricht fort und lehrt die Mädchen, wofür Eisen im Blut gut ist und in welchen Lebensmitteln es vorkommt.

Auf dem Weg zum Büro der Direktorin kommen wir an der Vorschule vorbei, und auch da ist die Begrüßung äußerst warmherzig. Es werden Schmetterlinge gezeichnet. Die Vorschullehrerinnen helfen bei der Form mit einer Schablone, und der Farbenpracht mit Hilfe von Wachsstiften sind dann keine Grenzen gesetzt – es sei denn, man muss die künstlerischen Tätigkeiten unterbrechen, weil der Besuch für jeden eine kleine Tüte Gummibärchen dabei hat. Aber auch die verantwortliche Lehrerin hat Prioritäten und eine kleine Wunschliste für Verbesserungen am Gebäude selbst und für die Materialausstattung. Da die Schirmherrin dieser kleinen Vorschule, die Neuwieder Seniorfürstin I. D. Sophie Charlotte zu Wied, sich durch ihr offenes Ohr und die dazugehörige Großzügigkeit auszeichnet, kann ich einige der Wünsche bestimmt erfüllen und bald die entsprechenden Aufträge erteilen.

Dann steht der Besuch bei der Direktorin des Anura Colleges an. Ich habe gleich einen Auftrag für sie und bitte sie, mir die letzten Zeugnisse unserer Patenkinder von Ende August zu kopieren und mitzugeben. Im Januar hatte das mit dem Jahreszeugnis nicht so geklappt, und jetzt verlagern wir die Ausführung mal auf diese Ebene. Müsste doch zu machen sein – zumal es im Januar ja auch einen Kopierer für das Büro gab! Auch ein paar Empfangsbestätigungen von einigen monsungeschädigten Familien, denen durch die Spendenaktion im Juni geholfen werden konnte, stehen noch aus. Delegieren des Auftrags an eine jetzt verantwortliche Lehrerin – und dann müssten bis Ende der Woche alle Bescheinigungen da sein. Geht doch! Oder? Ich bleibe dran! Die deutsche Gründlichkeit kann ganz schön nerven, aber das sind wir unseren Spendern schuldig.

Mein „Chauffeur“ Ruwan bringt mich jetzt zum Rohana College, wo ich mit dem Schulleiter das „Holzmasken-Schnitz-Projekt“ bespreche, das der Lionsclub Maria-Laach dankenswerterweise unterstützt und ca. 25 gehörlosen oder gehörgeschädigten Jugendlichen die Möglichkeit eröffnet, über ein Jahr ein für Sri Lanka typisches, traditionelles Handwerk zu erlernen. Übermorgen soll es losgehen, und ein buddhistischer Mönch muss noch die „glückbringende Zeit“ festlegen, zu der das Projekt beginnen soll.

Es ist erst früher Nachmittag, aber es reicht mal für heute. (Und das Schreiben dieses Berichts samt englischer Übersetzung fordert ja auch noch etwas Einsatz und Zeit.) Morgen wird endlich Deutsch gepaukt.

Dienstag, 19. September 2017

Nach der teuflischen Himmelfahrt per Bus nach Matara war ich schon einmal durchgeschwitzt und hatte glücklicherweise meinen Schirm dabei, den ich mir im letzten Januar hier gekauft hatte und der von innen mit einer hitzeabweisenden Folie ausgestattet ist. Damit „spaziert es sich etwas angenehmer durch die heißen Straßen, doch der Schweiß tropft, und mein kleines Gästehandtuch, das ich jetzt immer dabeihabe, leistet gute Dienste.

Deutschunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene in Koexistenz. Aber auch die Fortgeschrittenen können die Anfänge nochmal gut gebrauchen, wie ich feststelle, denn der letzte Deutschunterricht bei den Praktikantinnen Marie und Jana liegt schon wieder eine Weile zurück. Die Fragen „Wie heißt du?, Wie heißt deine Mutter/ dein Vater/ deine Schwester?/ dein Bruder?…werden schnell verstanden und beantwortet. Auch „Wo wohnst du?“ samt Antworten darauf kommt zum Einsatz. Fortsetzung folgt morgen.

Mrs. Tekla hat ein kleines Lunch für mich vorbereitet, doch die Einladung beim Obermönch hat Vorrang, und er wartet schon auf mich. Er zeigt große Dankbarkeit für alles, was unser Freundeskreis bis jetzt geleistet hat; er wertschätzt die vielen Paten, die ihre Patenkinder so regelmäßig unterstützen und damit den ärmsten Familien eine große Last abnehmen, und er scheint wirklich zu verstehen, dass alle Gebäude und ihre Einrichtungen, die wir ermöglicht haben, für die Kinder in Ordnung gehalten werden müssen. Er bittet mich um Hilfe, das auch allen Lehrern im Rahmen einer Konferenz zu übermitteln. Kann ich gerne machen. Ist ja nicht ganz ungewohntes Territorium für mich. Ob wir beide mit dieser Strategie Erfolg haben, wird sich zeigen.

Und dass er es mit der Zukunft der Kinder seiner Schule ernst meint und seine Gedanken um Erhaltung der Tradition einerseits und Erneuerung und Fortschritt andererseits kreisen, macht er an einem Plan fest, den er mir jetzt durch Wasantha genau übersetzen lässt: Mehr gut ausgestattete Klassenräume, eine Art Aula für Eltern-, Schüler- und Lehrerversammlungen ( – bisher muss für so etwas immer Stühle geschleppt und damit müssen ziemlich kleine Räume vollgestopft werden, weil es keinerlei Versammlungsraum gibt – ) und on top ein kleines Internat, um vor allem den Kindern, die morgens um 4.30 Uhr aufstehen müssen, um pünktlich zur Schule zu kommen, eine Erleichterung zu schaffen. Ein Plan macht den großen Traum auf Papier sichtbar. Die Aula im Erdgeschoss, zwei Stockwerke mit Klassenräumen und abschließend im dritten Stock das Internat.

Natürlich muss ich gleich den Zahn ziehen und erklären, dass die Zeiten unserer großen Bauten vorbei sind und unser Tagesgeschäft nur einen Bruchteil als eventuelle Beteiligung hergeben könnte. Das versteht er und hat selbst wohl schon mögliche Quellen und Sponsoren im Blick. Andererseits ist die Sache gut durchdacht, wenn auch noch nicht finanziert. Während so ein Objekt in Deutschland in die Millionen gehen würde, liegt hier eine für Sri Lanka nachvollziehbare Berechnung von noch unter 200.000 € für das dreistöckige Gebäude vor. Mein Gedanke: Beteiligung am Internat ja – sofern wir Spenden und vor allem ein paar Zuschüsse aus Mainz locker machen und so auf vielleicht ein Zehntel der Bausumme kommen könnten. Das hat bei den vergangenen Bauprojekten doch bisher immer geklappt. Ein großes Thema für unseren Vorstand, für die Mitgliederversammlung, für die Öffentlichkeit, die wir in bewährter Manier durch gute Pressearbeit einbinden könnten – aber bei weitem keine Absichtserklärung und noch weniger ein Versprechen!

Schwitzkastenfahrt zum Hotel, Duschen, Umziehen, und schon steht Ruwan an der Rezeption, mit dem ich zum Rohana College fahre, wo das Masken-Holzschnitz-Projekt um 14.41 Uhr eröffnet werden soll. Wenn das Horoskop die Zeit eines solchen wichtigen Ereignisses bestimmt, dann muss es auf alle Fälle genau eingehalten werden. Pünktlich ertönen die Trommeln und die erste Ölkerze darf oder muss ich als Ehrengast und Vertreter der Freundeskreises anzünden, der diese Maßnahme – durch die Unterstützung des Lions-Club Maria-Laach – ermöglicht. Weitere Ölkerzen kommen zum Einsatz, und dann zeigt der große Holzschnitzmeister sein Können. Am Vormittag hat er mit einigen Jungs schon begonnen, und das noch ungehobelte, unbemalte Exemplar ist schon ein großer Erfolg. Andere Beispiele für seine Kunst hat er mitgebracht, und es macht den Schülern sichtlich Spaß, diese Masken auch mal aufzusetzen. Eine junge Englischlehrerin wird beauftragt, mir die verschiedenen Maskentypen und ihre Bedeutungen zu erklären. Ich bekomme einen guten Eindruck davon, welche Bedeutung diese Masken und auch das Handwerk hier hat.

In einer weiteren Zeremonie in der vom Freundeskreis gebauten Aula erlebe ich eine bewegende Dankesrede des Direktors und zwei wunderschöne Tänze, die von gehörlosen Schülerinnen in Begleitung von Trommelmusik – die sie zwar nicht hören, aber auf dem extra von uns gebauten Schwungboden fühlen und danach tanzen konnten – beeindruckend aufgeführt wurden. Dann muss auch ich ran, und meine improvisierte Rede wurde in Singhalesisch und in Gebärdensprache übersetzt. Tee, Kuchen, Bananen bilden den Abschluss einer kleinen, aber feinen Feier, in der die Arbeit des Freundeskreises, die Unterstützung von Mitgliedern und Spendern in den höchsten Tönen anerkannt wurde.

Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende….., und in der englischen Übersetzung werde ich in Länge und Genauigkeit wohl ein wenig schummeln, sonst schaffe ich es heute nicht mehr. Gute Nacht!

Mitwoch, 20. September 2017

Bekannte Gesichter im heutigen Deutschunterricht. Alle 13 Mädchen, die heute teilnehmen, waren schon mal in den letzten drei Jahren dabei. Doch die Erinnerungslücken sind groß, was nicht verwunderlich ist, wenn man nicht dranbleiben kann. Aber der eine oder andere Kronleuchter geht doch an und lässt ein paar Synapsen schnappen und vergessen-Geglaubtes wieder an den Tag fördern. Auch die Englischlehrerin, Mrs. Isha, macht mit und muss sich wie die anderen mit der Tatsache herumplagen, dass es im Deutschen drei Artikel gibt. Männlich und weiblich kann man ja verstehen, wenn es „der Mann“ und „die Frau“ heißt, aber die Interpretation „kein Lebewesen=non-living thing“ für ein grammatisches Neutrum „das“ kann hier nicht gelten. Bei „das Haus“ mag es ja noch angehen, aber bei „das Mädchen“ ist die Verwirrung komplett. Die Erklärung, dass alle Diminutive (Verkleinerungen) im Deutschen sächlich/Neutrum sind (das Kätzchen, das Hündchen,…), wird eine Herausforderung bei „das Mädchen“, wahrscheinlich abgeleitet von der kleinen Magd/Mägdchen. Also, nehmen wir es wie eine unabänderliche Tatsache und lernen einfach, wie es ist. Basta!

Nach dem Unterricht kommen die beiden Mädchen, für die und deren Eltern durch den Erfolg des Spendenaufrufs im Frühjahr ein neues Haus gebaut werden konnte. Dass es jetzt zwei Schlafzimmer gibt, eines für die Eltern und eines für die Mädchen ist schon Luxus pur, obwohl es bis jetzt nur das eine alte Bett gibt und der Fußboden immer noch herhalten muss – und wahrscheinlich ist der neue Betonboden noch härter als der Lehmboden vorher. Ein paar neue Möbel sind im Spendentopf noch drin, und das werde ich auch hier in die Wege leiten. Am Freitag Morgen wird um 6.24 Uhr die Einweihung stattfinden, was für mich spätestens 4.00 Uhr Aufstehen bedeutet. „Die glückbringende Zeit!“ – Man erinnere sich an die Eröffnung des Holzschnittprojekts gestern. Wenn das Horoskop es will, wird z. B. ein Brautpaar eben morgens um halb fünf getraut, wie wir es im Koggala Beach Hotel vor einigen Jahren mal erlebt haben. Der Glaube versetzt Berge!

Vor dem Hauswirtschaftsraum warten schon wieder zwei Mütter mit ihren Kindern, die einen Paten bitter nötig hätten. Im Moment muss ich alle ablehnen, kann nur ihre Empfehlungsschreiben und Familiengeschichten mittnehmen und sehen, ob ich noch Paten finde. Schwierige Geschichte und im Moment nicht lösbar. Vielleicht meldet sich ja doch bald der eine oder andere.

Im Hauswirtschaftsraum selbst steht das Thema „Fruchtsaft“ an und wie und was man gut mixen und genießen kann. Ein etwas altertümlicher aber immerhin elektrischer und funktionierender Mixer tut seine Arbeit unter den erstaunten Augen der Siebtklässler, und da die ganze Klasse das Endprodukt auch genießen soll, wird alles in einem großen  10-Liter-Eimer gesammelt und in die Klasse transportiert.

Mein zuverlässiger Chauffeur Ruwan fährt mich zur Seylan Bank, wo ich besonders freundlich begrüßt werde, obwohl ich diesmal nur Geld abhebe und keines mitbringe. Das hat unsere Schatzmeisterin schon vor einiger Zeit erledigt, so dass wir liquide sind und ich das Geld, das die Paten als kleines – manchmal auch größeres – Zubrot überwiesen haben, jetzt hier in Rupien abholen und nächsten Dienstag beim Patennachmittag nebst Briefen und kleinen Geschenken an die Kinder verteilen kann. Beim Unterschreiben fällt mein orangener V+R-Bank Kugelschreiber auf, der zu dem Sortiment gehört, von dem ich etliche orangene und blaue Exemplare (Werbegeschenke) in meiner Handtasche habe und die ich bei vielen Gelegenheiten und solange es reicht, verteile. Da die Signalfarbe der Seylan-Bank orange ist, ist die Begeisterung groß, und so wechseln einige orangene Raiffeisenbankkugelschreiber aus Engers zur Seylanbank Matara. Wieder eine Riesenfreude gemacht!

Donnerstag, 21. September 2017

Taxiservice von Mirissa nach Matara. Ruwan fährt mich freundlicherweise zur Bank, wo ich das Geld für das am Dienstag eröffnete Holzmaskenschnitzprojekt (schöne lange Wortschlange!) an die Rohana Special School überweise. Die gefährlich aussehenden bewaffneten Türsteher kennen mich schon und öffnen bereitwillig die gut bewachten Glastüren. Alles geht für hiesige Verhältnisse erstaunlich schnell und freundlich über die Bühne.
Zurück am Anura College habe ich vor dem Unterricht noch ein wenig Zeit, was die Kinder der beiden Reinigungskräfte freut und sie die weiße Frau mal genauer ansehen. Die hat zufällig noch einige Kaubonbons in ihrer Tasche, was wahrscheinlich das Highlight des Morgens für sie ist. Und ein hübsches Fotomotiv sind die beiden auch. Dass sie sich dann in meinem Handy auf den gerade gemachten Aufnahmen sehen können, toppt noch die Kaubonbons. Ich verspreche, ein paar Papierabzüge als Erinnerung zu schicken.
Beim Deutschunterricht ist nach der homogenen Gruppe gestern wieder größte Differenzierung angesagt, weil plötzlich sechs Achtklässler dabei sind, von denen zwei zwar im Januar zum ersten Mal teilnahmen, aber vier noch nie und die auch kaum Englisch verstehen. Na prima, dann kommt heute mal die Holzhammer- oder Ganzheitsmethode. Eine Schülerin, die recht gut in Englisch ist, übersetzt und moderiert ein wenig und ich versuche, die Fortgeschrittenen mehr zu fordern und die Neuen einfach mal aufnehmen zu lassen und doch leichtere Einheiten anzuwenden. Am Schluss können alle auf meine Fragen antworten und sagen, wie sie heißen, wie alt sie sind, wo sie wohnen und was sie mögen oder nicht mögen, gern machen oder nicht gern machen, wobei sie aus einem Fundus wählen, den wir vorher zusammengestellt haben. Beispiel: „Ich heiße Senuri, ich bin vierzehn Jahre alt, ich wohne in Matara. Ich mag Äpfel und ich singe gern. Ich schwimme nicht gern“. Das ist doch schon was, das man zu Hause für die nächste Stunde noch üben sollte.
Die Mutter eines Patenkindes hat Maniok und Kokosflocken gebracht, was Mrs. Tekla mir und einigen Kollegen im Hauswirtschaftsraum als frühes Lunch serviert. Als kleiner Dip eine sehr scharfe Chilipaste, und man ist richtig satt auch ohne Reis und Fleisch.
Jetzt müssen wir noch ins Möbelgeschäft, um ein Bett samt Matratze für unser Projekthaus zu kaufen als Alternative für das Fußbodenlager. Im Hauswirtschaftsraum, der gleichzeitig auch als Sanitätsraum genutzt wird, wenn Schüler sich schlecht fühlen oder verletzen, ist auch eine Erneuerung angesagt. Auf der kaputten, schon eingeknickten und altersschwachen Campingliege kann höchstens die Demonstrations-Puppe gefahrlos liegen. Das Problem löst Herr Ruwan, indem er ein intaktes Bett anbietet, das er zu Hause stehen hat und das nicht benutzt wird. Also brauchen wir nur eine Matratze dafür. Fantastisch, wieder ein Problem gelöst!
Es ist unheimlich heiß heute, und die kalte Dusche im Hotel ist ein Segen. Bericht schreiben und übersetzen, Abendessen und dann in die Kiste, denn die Nacht wird kurz. Wenn das Horoskop die glückbringende Zeit für die Eröffnung des neues Projekthauses um 6.22 Uhr sieht und wir gut zwei Stunden bis dorthin brauchen, ( – man erinnert sich vielleicht an den extrem langen Schulweg der Mädchen – ) muss ich um vier Uhr raus – also dann, wenn meine Leser in Deutschland gerade ins Bett gegangen sind.

Freitag, 22. September 2017

etzt am Abend kann ich müde und zufrieden sagen: das frühe Aufstehen hat sich gelohnt und ein äußerst emotionaler Tag geht mit tiefen und bewegenden nachhaltigen Eindrücken zu Ende. Die Schilderung wird stichwortartig ausfallen und soll durch die Bilder verdeutlicht werden:
– Blick auf die alte und auf die neue Wohnstätte
– 6.22 Uhr: buddhistische Gebete vor Betreten des neuen
Hauses
– Entzünden der Öllampe durch Gäste und Familie
– Umbinden eines Stücks der „gesegneten Schnur“
– Besichtigung der Räume, auch wenn sie noch nicht ganz
fertig sind und darin noch gearbeitet wird. (Gerüste oder
Treppenleitern gibt es nicht. So muss die Farbrolle an
einem entsprechend langen Ast befestigt werden. Davon
gibt es genug!)
– Vorbereitung eines kleinen Feuers im Innern des Hauses,
aber nicht direkt auf dem Fußboden, sondern auf in Sand
gepackte Abdeckung
– Anzünden der Holzspäne und Aufstellen des Milchtopfes
– Bis zum Überkochen werden vor der kleinen Buddha –
Statue Gebete gesprochen
– Dampf und die überkochende Milch sollten sich in eine vom
Horoskop festgelegte Richtung bewegen – Buddha sei
Dank, geschieht genau das!
– Dankes- und Ehrenbezeugungen durch Kniefall für die
erwiesene Wohltat. (Ich betone immer wieder, dass jede
Menge großzügiger Spender dafür verantwortlich sind, aber
es hilft nichts, denn ich bin jetzt als einzige hier)
– Jetzt gibt es Frühstück: Milchreis und Chili, Fettgebackenes,
Kuchen und Kekse, Tee.
Die blauen Stühle sind für die Feier heute nur geliehen, und ansonsten ist als Einrichtung kaum etwas vorhanden. In den nächsten Tagen werden ein paar nützliche Einrichtungsgegenstände angeschafft werden können, je nachdem, was nach Abzug aller Ausgaben noch im Spendentopf ist oder durch diese Berichterstattung hier dazukommt???!!!
Im abschließenden Gespräch machen Wasantha und ich noch einmal die Absicht klar, die hinter diesem großen Projekt steht: menschwürdiger Lebensraum, der auch gepflegt, instand und sauber gehalten werden muss, ehrgeiziges und fleißiges Arbeiten der Kinder in der Schule und die tatkräftige und verantwortungsvolle Unterstützung der Eltern. Währenddessen gehen drinnen und draußen Maler- und Verputzarbeiten weiter, und der Vater lädt mich ein, bald wiederzukommen, um zu sehen, wie er den neuen Schatz hegt und pflegt. Davon gehen wir mal aus und wünschen das Allerbeste im neuen Heim.

Samstag, 23 September 2017

Wochenende! Ein strahlend blauer Himmel beim Frühstück macht richtig Laune. Es scheint ruhiger zu sein – obwohl bis auf die Banken fast alles geöffnet hat. Daher konnte ich heute Morgen mit meinem zuverlässigen Fahrer und Berater Ruwan einige Einkäufe tätigen. Der Supertipp, in einem Second-hand-Shop ein paar Einrichtungsgegenstände für das neue Haus zu kaufen, erwies sich als Riesen-Flop! Gebrauchte Möbel, verdreckt, kaputt und schweineteuer! Ich hätte ihnen gerne das Geschäftsmodell erklärt, aber da war mir die Zeit zu schade und es hätte für mich nicht viel verändert. Da sind wir doch lieber zu dem Möbelhaus gefahren und haben neue Ware, sauber und intakt zur richtig annehmbaren Preisen bekommen. Stühle für ca. 8 – 13 €, zwei kleine Schreibtische für je ca. 55 €, zwei Riesentaschen voll Hausrat (ein paar Teller, Tassen, Schüsseln, Eimer, Besen, Kehrblech mit Handfeger, Küchenhandtücher, Seife,….alles zusammen für grade mal 15 €. Da brauchen wir keine gebrauchte verstaubte, überteuerte Ware.
Bei Ruwan und Familie gibt es dann Tee, Bananen und Muffins und der Transfer ins Hotel ist auch noch drin. Samstags ist echt was los auf den Straßen, und dann kommt mittendrin ein Perahera, ein Umzug, der mich an einen Karnevalsumzug erinnert, nur dass die Straße dafür nicht geräumt wird, sondern alles weiterläuft und jeder sieht, wo und wie er am besten durchkommt.
Im Hotel gibt es einen 1 ½ stündigen Gratis- Deutschunterricht für den Kellner Prasath, mit dem ich den Stoff vom letzten Jahr auffrische und dann schnell darauf aufbauen kann. Zwar können die meisten Deutschen etwas Englisch, aber es macht sich immer gut, wenn man die Leute in ihrer Landessprache überraschen kann.
Sonntag und Montag wird es ein volles Programm geben, und so packe ich schon mal die Tüten für den Patentag.am Dienstag Ich komme mir vor wie beim Weihnachtstüten-Packen. Immerhin sollen 25 Anura-Kinder und je drei am Sujatha- und am Rahula College eine kleinere und – je nach Geberlaune des jeweiligen Paten – auch größere Gabe erhalten. So – fertig! Der Sonntag kann kommen.

Montag Morgen, 25. September 2017

Hoffe, meine Leser haben noch keine Entzugserscheinungen, weil ich gestern, Sonntag, nichts geschrieben habe. Kurzfassung: wunderschöner Ausflugstag in eine Art Regenwald mit toller Flora und Fauna, obwohl ich eigentlich Luftfeuchtigkeit genug habe. Überwältigender Wasserfall, nette Gesellschaft und Picknick im Grünen. Abends so erschlagen, dass nichts mehr ging. Jetzt um 6.30 Uhr am Montag Morgen reicht es für ein kurzes Statement. Die erste Hochrechnung der Bundestagswahl habe ich gestern Abend auch bekommen. Naja, wir werden sehen! Mal schauen, was sich heute tut.

Montag, 25. September 2017

Heute wurde an einem kleinen Nebenschauplatz agiert, was für die betroffene junge Dame aber eine Riesensache ist und wie ein Sechser im Lotto gesehen wird. Normalerweise arbeiten wir satzungsgemäß ja für und an Schulen und haben besonders bedürftige Familien, bzw. vor allem ihre Kinder im Blick. Aber wenn sich Mitglieder oder andere Sponsoren für eine besondere Sache einsetzen, die wir begleiten können, dann passt das. In diesem Fall geht es um eine kleine Batik-Werkstatt für Kanchana, deren Mutter Kamala vielen im Freundeskreis noch aus den Koggala-Zeiten kurz nach dem Tsunami bekannt sein dürfte. Das Verkaufen von Batikware an Touristen am Strand wird immer schwieriger für die alte Mutter, und die Tochter, die trotz guten Abiturs (A-levels) und von mir gesponsertem und mit gutem Erfolg abgeschlossenen IT-Kurses keine Chance auf einen Job bekommen hat, versucht seit Jahren, sich etwas aufzubauen, doch….womit? Hochzeit, ein Baby und immer das Bestreben, die Mutter vom Strand zu holen, deren Gesundheit das nicht mehr lange mitmacht. Der Traum eines eigenen Geschäftes wäre für immer einer geblieben, hätte sie in unserer Mitgliedschaft nicht eine großzügige Sponsorin gefunden, der das Schicksal der Aussichtslosigkeit zu Herzen ging. Ein gut durchdachter Businessplan musste her, klare Kostenvoranschläge, Requirieren von möglichen verlässlichen Auftraggebern, etc. Alles wurde vorgelegt und war nachvollziehbar. Heute konnte ich mich überzeugen, dass es eine gute Entscheidung war und das Geld im Sinne einer Zukunftssicherung benutzt wurde und wird.
An das kleine Wohnhaus wurde eine kleine überdachte Halle angebaut, geräumig mit Vorrichtungen, die eine Batikwerkstatt erfordert. Lagerplatz für Stoffballen, Chemikalien, Wachs, Werkzeuge, Schneidetisch, Zeichentisch, Wachskocher, Holzgestell zum Aufspannen des Stoffes, wenn das Wachs aufgetragen wird,…etc. Die Färbebecken sind draußen samt Vorrichtungen zum Aufhängen und Trocknen der bearbeiteten Stoffe. In einem kleinen Zimmer im Haus stehen zwei Nähmaschinen aus dem Hause SINGER, was einem doch recht bekannt vorkommt. (SINGER-Geschäfte sieht man überall in den Ortschaften und Städten Sri Lankas, aber irgendwie scheint es, dass die Chinesen hier ihre Finger im Spiel haben.)
Man hat extra gewartet, dass ich im Lande bin, um den offiziellen Start zu feiern. Nach der Eröffnung des Holzschnitzprojekts am Rohana College letzten Dienstag, der Hauseinweihung am Freitag weiß ich jetzt, wie es geht und sehe der überkochenden Milch gelassen zu. Noch während das Feuer schwelt, wird mit der Arbeit begonnen, damit der Segen (und nicht die Milch) sich auch darüber ergießt und für die Zukunft erhalten bleibt. Mutter Kamela beherrscht das Handwerk von der Pike auf, kann mitarbeiten und hat schon viel an ihre Tochter weitergegeben. Und auch die kleine Enkelin Vinudi macht schon fleißig mit. Morgen sollen zwei Geschenke für die Spenderin und für mich „gebatikt“ werden, die ich dann mit nach Hause nehmen darf.
Ohne das obligatorische Mittagessen komme ich natürlich nicht fort, und ich bin froh, dass noch ein paar Gäste aus Nachbarschaft und Verwandtschaft kommen, die – natürlich erst später – von dem reichlichen Angebot auch etwas abbekommen werden.
Wieder ein „Tropfen auf den heißen Stein“ im Weltgeschehen, doch für Kanchana ist es wie ein lebenspendender Ozean. Wir wünschen Glück und Erfolg!

Dienstag, 26. September 2017
Auch heute sollen Bilder mehr verdeutlichen als lange Berichte. Nur so viel: Zuerst gab es Abschlussdemonstrationen im Hauswirtschaftsraum. Drei Gruppen mussten arbeitsteilig Aufträge erfüllen, Kuchen backen und andere Köstlichkeiten zubereiten, aus Gemüse und Blumen Dekorationen zaubern und alles gekonnt präsentieren.
Ab 11 Uhr stand das Patentreffen an. Geschenke und Geldumschläge wechselten von meinen Taschen und Tüten an strahlende Patenkinder und dankbare Eltern. Mrs. Tekla und Herr Wasantha priesen den Freundeskreis und die Paten in den höchsten Tönen und ermahnten dazu, regelmäßig zu schreiben und jeden Tag dankbar zu sein und die Chance zu nutzen, indem Fleiß und großes schulisches Engagement an den Tag gelegt werden soll.
Auch Schüler und Eltern sprachen Dankesworte, manche unter Tränen, die davon zeugten, dass die Hilfe ankommt und sich zu Hause vieles verbessert hat. Ohne diese Hilfe wäre eine Unterstützung der Kinder in diesem Maße nicht möglich. Leider können wir nicht allen helfen, und die mindestens zehn Anträge, die ich in der Tasche habe und deren Verfasser – bzw. ihre Kinder – die Hilfe allemal verdient hätten, werden wohl auf die Erfüllung ihres Traums noch eine ganze Weile warten müssen – es sei denn, wir finden schnell weitere Paten!

Mittwoch, 27. September 2017

Ein wunderschöner Morgen am Meer wär jetzt nicht schlecht, aber Faulenzen gilt nicht. Deutschunterricht, in dem die Uhrzeit behandelt wird – obwohl die Uhren hier ein bisschen anders zu gehen scheinen. Dreieinhalb Stunden sind sie uns hier eh voraus, aber in anderen Dingen….., kann es auch mal länger dauern. Ein Patenkind taucht noch auf, das gestern krank war, und bei Herrn Ruwan treffen sich die Großen vom Rahula und Sujatha College, die wir, bzw. ihre Paten, schon seit 2010 betreuen und die – bis auf einen – ihr Abitur im August geschrieben haben und jetzt auf die Ergebnisse warten. Ob es gereicht hat, damit sie ihr Wunschfach an einer Universität studieren können, wird sich am 27. 12. zeigen. Wir drücken die Daumen.
Am Morgen wurden mir am Anura College jede Menge Zeichnungen überreicht, die ich als kleines Geschenk mit nach Deutschland nehmen soll. Durch die Spendenaktion des Freundeskreises Anfang Juni für zahlreiche Monsungeschädigte aus der Schülerschaft des Anura Colleges und der Manthinda Tempelschule, bei der sich viele Mitglieder und Spender aus dem Umfeld beteiligt hatten, konnte 100 Familien eine kleine Unterstützung gewährt werden. Ein Kunstlehrer machte die Misere zum Thema und hier sind ein paar wirklich beeindruckende Ergebnisse.

Donnerstag, 28. September 2017

Drei große Aufgaben kennzeichnen den Donnerstag, die es alle ganz schön in sich hatten:
1. Eröffnung der Ausstellung in der PSPS-Vorschule, bei der die drei Lehrerinnen mit ihren Schützlingen Eltern, Besuchern und mir zeigten, was sie in den letzten Wochen und Monaten vollbracht haben. Traditionelle Abläufe wie das Durchschneiden des Bandes an der Tür, das Entzünden der Öllampe, Führung des Ehrengastes durch die Ausstellung und die Einladung zu einem späten Frühstück, das alles war gut vorbereitet und die Ergebnisse selbst sehr dekorativ und liebevoll präsentiert.
2. Treffen mit zahlreichen monsungeschädigten Familienvertretern, die bei der ersten großen Spende aus dem Neuwieder Raum noch leer ausgingen. Da noch etliche Spenden dazukamen und der Lionsclub Neuwied im Sinne des so früh verstorbenen OB Nikolaus Roth eine großzügige Spende tätigte, konnte noch einmal zahlreichen Familien unter die Arme gegriffen werden. Man traf sich in der Bibliothek am Anura College, und mit Hilfe der im Vorfeld erstellten Liste von Betroffenen waren die Empfänger schnell benannt. Zwei Lehrerinnen halfen bei der Übergabe des Geldes und bei der Dokumentation des Empfangs durch Unterschrift. Bewegende Reaktionen und große Dankbarkeit sprachen aus allen Gesichtern. Die Direktorin dankte mir und dem Freundeskreis und allen Spendern von ganzem Herzen. Was wir als kleinen Betrag empfinden (ca. 30 €), ist hier schon ein richtiger Batzen.
3. Besuch von sieben Patenkinderfamilien, die relativ neu im Programm sind, und die noch nicht zu Hause besucht wurden. Wir sollten uns darauf verlassen können, dass von der Schule die „Richtigen“ vorgeschlagen werden, obwohl das alles sehr relativ ist. Was wir als bedürftig empfinden, ist hier vielleicht noch normal und gut situiert. Die richtig schlimmen Fälle konnte ich gestern mit eigenen Augen erleben, immer in dem Bewusstsein, dass es davon noch unzählige gibt. Ein einziger Raum von ca. 8-10 m², der als Schlaf-, Wohn-, Arbeits- und Badezimmer genutzt wird, ein Abtritt irgendwo draußen, kaum Platz, um Gegenstände des täglichen Lebens unterzubringen, die wenigen Möbel alt, zerschlissen, defekt,….drei Plastikstühle in einer Ecke gestapelt. Als wir darauf sitzen, ist das Zimmer vollgestopft. Der Versuch, sein Leben hier zu meistern, Kindern Sicherheit und Geborgenheit zu geben, Ordnung zu halten, auf Hygiene zu achten……, Fehlanzeige! Umso erstaunlicher ist es, dass die kleine Unterstützung durch das Patenschaftsgeld tatsächlich zum größten Teil in die Förderstunden der Kinder gesteckt wird. Es ist ein Fass ohne Boden; es entsetzt und macht traurig. Aber deswegen gar nichts tun, ist keine Alternative!
Das Abendessen mit Freunden im Hotel will so gar nicht dazu passen. Ich bin hundemüde, geschafft und deprimiert. Aber heute Morgen geht es weiter, und das sollte es auch. Stillstand ist Rückschritt. Eine Matratze statt Pappkarton auf den Gestellbrettern und ein Regal (das ich mit Ruwan heute noch kaufen werde)….ein kleiner Lichtblick, der aufmuntert.

Freitag, 29. September 2017

Letzter Tag in der Schule und letzte Deutschstunde! Da wir ein Geburtstagskind haben, wird ein Ständchen gesungen und zwar auf Deutsch. „Happy birthday!“ kann ja jeder singen; „Zum Geburtstag viel Glück!“ ist da schon schwieriger, aber wir schaffen es locker. Da bieten sich doch gleich die Ordnungszahlen an, damit jeder seinen Geburtstag verraten kann. Die Monate sind recht ähnlich im Englischen und im Deutschen, so dass nur auf die Betonung und Aussprache zu achten ist. Und die verflixte Aussprache bei „siebenundzwanzigsten“ oder „einunddreißigsten“ wird fleißig geübt. Jetzt weiß ich von jedem den Geburtstag (habe es aber nach spätestens 5 Minuten wieder vergessen). Schnell noch ein Abschiedsfoto und dann „tschüss!“
Die Vorschullehrerinnen haben eingekauft und zeigen stolz, was sie vom Spendengeld der Seniorfürstin zu Wied alles besorgen konnten: ein paar lehrreiche Wandbilder, etwas Spielzeug,
Wundcreme und Wunddesinfektionsmittel für den neuen Erste-Hilfe-Schrank, ein paar Körbchen zum Ordnung halten.
Die ältere Schwester eines neuen Patenkindes bringt noch Adresse und andere Daten, damit die Neuaufnahme bald starten kann.
Ruwan ist fleißig dabei, das neue Whiteboard für den Hauswirtschaftsraum in ein Gestell zu bringen, das auf Maß geschreinert ist. Mit seinen handwerklichen Fähigkeiten ist das für ihn kein Problem.
Wir fahren wieder zu dem Möbelhaus, kaufen eine Matratze und ein kleines Schränkchen und fahren sofort alles in die ärmliche Einzimmerwohnung, die uns gestern so geschockt hat. Tränen der Dankbarkeit und eine strahlende kleine Upendri. Ein paar Malstifte gibt es noch obendrauf.
Abschlussbesuch auch bei der Rohana Special School, wo das Masken-Holzschnitz-Programm begonnen hat. Es fehlen noch Werkzeuge, so dass heute nur die des Meisters benutzt werden können. Zunächst soll für jeden Teilnehmer eine Scheibe weichen Holzes von einem Stamm abgesägt werden, an der man ausprobieren kann, wie weich das Holz ist, wie man das Werkzeug führt und wie man schon ein bisschen gestalten kann. Der Eifer ist groß, und bald werden eigene erste Exemplare zum Vorschein kommen. Einige Rohlinge sind als Anschauungsmaterial schon mal vorhanden. Herr Ruwan wird in den nächsten Monaten immer mal wieder hier auftauchen und sich über den Fortschritt informieren. Wir sind beide sicher, dass es bei dem zweimaligen, je 2 ½-stündigen Unterricht pro Woche bald schöne Ergebnisse zu sehen geben wird.

Sonntag, 01. Oktober 2017

Sonntag vor dem Rückflug! Obwohl der Abschied erst morgen sein soll, weint der Himmel heute Morgen schon kräftig. Das muss nichts heißen, denn der tröstliche Spruch „Auf Regen folgt Sonnenschein“ ist hier am Meer Alltag. Ich bin sicher, dass es wieder aufgeklart haben wird und die Sonne brennt, noch bevor ich den Bericht hier zu Ende geschrieben habe.
Interessant, dass trotz des heftigen Segens von oben der Schwimmbadverantwortliche mit seinem Eimerchen den Rand abgeht und ihn mit kleinen Güssen abspült – natürlich gemeinsam mit dem Starkregen – , die Fußbecken säubert, Abdeckgitter reinigt, wobei ihm die Arbeit eigentlich abgenommen wird. Kann ich von meinem Zimmer mit Meerblick gut beobachten
Auch der Wachmann dreht unermüdlich seine Runden, und wenn er im folgenden Sonnenschein weitermarschiert, trocknet er auch wieder schnell. Regenschirme – nicht unbedingt nötig! Wobei ich gut versorgt wurde, denn beim Arbeitstreffen mit der Bankmanagerin unserer Seylan Bank hier in Sri Lanka erhielt ich zwei Stück als Werbegeschenke, wobei sie hier auch vermehrt als Sonnenschutz eingesetzt werden.
Unser Koordinator Ruwan lieferte gestern die Möbel in das neue Haus, und der Kontrast zeigt sich wieder deutlich – wie schon letzte Woche bei der Einweihung. Ich bin sehr froh und allen Beteiligten äußerst dankbar, dass wir dieses Projekt abschließen können – obwohl die veranschlagten und durch Spenden requirierten 8200 € doch nicht ganz reichten. 1000 Euro müssen wir noch drauflegen. Mal schauen, ob sich vielleicht noch ein paar Spender finden. Wäre toll! Schon mal vielen Dank! Man stelle sich vor, bei uns ein solches Haus unter 10.000 € zu bauen!
Na, habe ich es nicht gesagt? Die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel! Auf zum Frühstück in hellblau-weißer Kulisse! (Aber nicht in bayrischer Rautenform!!!)

Montag. 02. Oktober 2017

Frühstück als Henkersmahlzeit! – Heute mal zwei Spiegeleier statt sonst eines, (muss bis heute Abend im Flieger reichen); die Blumen, die ich gestern Abend zum letzten Dinner auf den Tisch bekam, sind auch wieder hübsch arrangiert; besonders intensiver, freundlicher Abschied des Personals und Wunsch, ich möge bald wieder kommen; Auschecken und zahlen, was ich an Getränken verzehrt habe und dann die letzten Sachen in den Koffer packen. Wie schon mit Blick auf all die Geschenke, die ich mitnehmen soll, gesagt: er ist genau so voll wie vorher, vielleicht nicht ganz zu schwer!
Wasantha teilt mir mit, dass er die letzten Aufgaben erledigt hat: Seife für die Vorschule an die Lehrerin, ein Geldgeschenk an Sajini, die beim Patennachmittag krank war (..und ich das Geld beim Besuch bei ihr zu Hause vergessen hatte) und das Beste: ein Foto eines „ganz frischen“ Patenkinds. Ushara hat sieben Schwestern, die Mutter verstarb vor kurzem und sie ist eine kleine, tapfere, ehrgeizige Kämpferin. Eine Familie in Waldbreitbach wird sie (und dadurch ihre Familie) in Zukunft unterstützen. Ganz herzlichen Dank.
Alles erledigt? – Wahrscheinlich nicht, aber es wird Zeit für den Transfer nach Colombo. Nächste Meldung und Schlusswort zu dieser Reise in Deutschland! Danke für eure und Ihre Begleitung hier, und wer weiß? Vielleicht lässt sich ja noch jemand „anstecken“ oder ihr dient als Multiplikator. Hilfe können wir weiter gut gebrauchen. Und irgendwo muss man doch anfangen. Eine Mitgliedschaft im Freundeskreis Neuwied-Matara e. V. kostet 2 (zwei !) Euro im Monat, eine Patenschaft 25 €….. Ayubowan! = Macht es gut und habt ein langes, glückliches Leben!

Dienstag, 03. Oktober 2017

Ziemlich ruhige, fast beschauliche Transferfahrt zum Flughafen nach Colombo. Unterwegs ein kleiner Imbiss aus dem „packed lunch“ vom Hotel. Da wir ganz hinten im Bus beim Gepäck sitzen, können wir ja darauf aufpassen und es uns gemütlicher machen als es die anderen Gäste können. Am Flughafen gibt es das traditionelle Blueberry-Muffin und einen Capuccino in der „Coffee Bean“. Davon wollen wir ein letztes Foto per what’s app verschicken, was sonst immer an dieser Stelle problemlos ging. Heute aber nicht, und meine Begleiterin schafft es trotz all ihrer Kenntnisse und Versiertheit auf diesem Gebiet nicht, das Versenden zu ermöglichen. Alles wird versucht, aber wahrscheinlich ist das Netz hier überladen und braucht mehr Zeit. Der „letzte Aufruf für unseren Flug“ schreckt uns auf, und so sind wir fast wirklich die Letzten, die den Flieger erreichen. Unseren Platz haben wir ja durch den Boarding-Pass sicher, und los geht es nach Muscat/Oman; von dort nach kurzem Aufenthalt in den Flieger nach Frankfurt und um 7.20 am Dienstag Morgen setzen die Räder des riesigen Oman-Jumbos in Frankfurt/Main auf. ICC nach Montabaur, wo unser Privattaxi wartet und uns sicher nach Neuwied bringt. Temperaturschock für meinen Gast: grade mal 12 Grad! „Ab wann trägt man denn Handschuhe in Deutschland?“ – Naja, dafür ist es vielleicht noch zu früh, aber die eiskalten singhalesischen Fingerchen könnten schon welche vertragen. Es ist eben alles relativ. 10.30 h ist Ankunft in Engers. Nach fast 30 Std. ohne Schlaf, ist jetzt erst mal ein Nickerchen fällig. Die Aufregung des ersten Flugs im Leben, die eigene kleine Wohneinheit mit Dingen, die man noch nie gesehen hat (Was sind denn Rollläden und was macht man damit?) – da kann man die erste Mittagssuppe auch ruhig verschlafen.
Ich fange schon mal an, Briefe und Geschenke an die Pateneltern zu sortieren….und die erste Waschmaschine läuft auch bereits!